
Costa del Croco – der gestrandete Traum an Bulgariens Schwarzmeerküste
Es gibt Orte, die man nicht vergisst, sobald man sie einmal gesehen hat. Orte, die wie ein Fremdkörper in der Landschaft stehen, zugleich abweisend und faszinierend. Ein solcher Ort liegt am Rande der Stadt Zarewo, tief im Südosten Bulgariens, direkt an der Küste. Costa del Croco, ein Name, der nach Luxus, Sonne und Glamour klingt. Doch was blieb, ist eine gespenstische Kulisse, ein Monument des Größenwahns, heute besser bekannt als Bulgariens größte Geisterstadt.
Der Traum vom Paradies
Mitte der 2000er-Jahre wurde hier ein Projekt gestartet, das alles in den Schatten stellen sollte, was Bulgarien bis dahin an Ferienanlagen kannte. Geplant war ein Komplex wie aus einer Werbebroschüre für Millionäre. 53 Gebäude mit fast tausend Apartments, luxuriöse Wasserhäuser, eine Marina für Yachten, ein Amphitheater, Pools, Strände, Tennisplätze, sogar ein eigenes Krankenhaus. Costa del Croco sollte die Riviera des Ostens werden, ein Ort, an dem sich Wohlhabende aus aller Welt die Klinke in die Hand geben.
Doch schon während der Bauphase lastete ein dunkler Schatten über dem Projekt. Gerüchte machten die Runde, dass die Investoren enge Verbindungen zur russischen Mafia pflegten. 2009 kam der plötzliche Stopp, der Hauptfinanzier wurde des Landes verwiesen, offiziell aus „Sicherheitsgründen“. Was zurückblieb, waren halbfertige Gebäude, tonnenschwere Träume aus Beton, eingefroren mitten im Aufbruch.
Vom Luxusresort zur Geisterstadt
Seitdem verfällt die Anlage. Fensterhöhlen starren leer ins Nichts, Fassaden bröckeln, der Beton trägt die Spuren von Regen, Wind und Salzluft. Kein Hotelgast hat je hier eingecheckt, kein Tourist hat am Infinity-Pool Champagner getrunken. Costa del Croco wurde nie eröffnet und doch steht es da wie ein Mahnmal einer Epoche, in der Geld, Macht und Korruption stärker waren als jede Vision von Zukunft.
Mehrfach wechselte das Gelände die Besitzer, 2016 wurde es sogar für 6,5 Millionen Euro zum Verkauf angeboten. Doch niemand hatte das Interesse oder die Mittel, diesen Betonriesen zu beleben oder wenigstens abzureißen. So wuchern Pflanzen durch Balkone, Möwen nisten in verlassenen Räumen, und das Meer schlägt ungerührt gegen die Ufer, während die Betonträume schweigend zerfallen.
Ein Ort zwischen Faszination und Unbehagen
Wer Costa del Croco betritt, spürt sofort diese seltsame Mischung, Ehrfurcht vor der Größe, Beklemmung angesichts der Leere. Es ist kein Ort, an dem man lange bleiben will und doch zieht er einen magisch an. Das Geklapper loser Bleche, das Echo der eigenen Schritte, der Wind, der durch verlassene Flure pfeift, all das wirkt wie eine Kulisse für einen Endzeitfilm.
Mein Blick aus der Luft
Ich konnte nicht widerstehen. Als Hobby-Drohnenpilot und Videograph habe ich viele Landschaften Bulgariens aus der Luft erkundet, doch Costa del Croco ist anders. Mit meiner Drohne über die Anlage zu fliegen, war wie ein Blick in eine andere Welt. Von oben erkennt man die Dimensionen, die Strenge der Architektur, die gewaltige Fläche, die wie ein Fremdkörper am Meer klebt.
Durch die Kameralinse sah ich, wie die Sonne die Mauern in goldenes Licht taucht, wie Schatten tiefe Narben über die Gebäude ziehen, und wie die Natur Stück für Stück zurückholt, was einst für den Menschen gedacht war. Diese Aufnahmen sind mehr als Bilder sie sind ein Stück Geschichte, eingefangen aus der Luft.
Und ich weiß, es werden noch viele folgen. Costa del Croco hat mich gepackt, und ich werde weitere Einblicke veröffentlichen, als Chronist eines Traums, der im Beton erstickt ist.
Costa del Croco – das Vermächtnis
Costa del Croco ist mehr als nur eine Bauruine, es ist ein Symbol. Es erzählt von der Hybris einer Zeit, in der Luxus wichtiger war als Realität, in der Investoren glaubten, ein Paradies aus Beton in die Landschaft meißeln zu können. Heute ist es ein Denkmal für gescheiterte Pläne, für Korruption und Größenwahn und zugleich ein Ort von eigentümlicher Schönheit.
Wenn die Sonne über Zarewo untergeht und die Schatten über die leeren Fassaden kriechen, wirkt Costa del Croco wie ein gefrorener Traum. Einer, der nie Wirklichkeit wurde und gerade deshalb seine magische Anziehungskraft entfaltet.