6. Oktober 2025
Rakia

Rakia-Limit auf 30 Liter gesenkt – Bulgarien geht gegen selbst gebrannte Spirituosen vor

Die bulgarische Regierung hat ein Fass aufgemacht und zwar kein Eichenfass, sondern ein Gesetzesfass. Künftig soll die Eigenproduktion von Wein und Rakia drastisch eingeschränkt werden. Bisher durfte ein Haushalt bis zu 1.000 Kilo Trauben verarbeiten, was in etwa 700 Litern feinstem Selbstgebrannten entspricht. Genug, um Freunde, Nachbarn und entfernte Cousins zweiten Grades das ganze Jahr über bei Laune zu halten.

Doch nun droht ein trockener Wind durch die Weinkeller und Schuppen des Landes zu fegen. Nach den neuen Vorschriften wären nur noch 500 Liter Wein erlaubt und gerade einmal 30 Liter Rakia. Dreißig! Das reicht vielleicht, um die Schwiegermutter über Weihnachten erträglich zu machen, aber ganz sicher nicht, um die Freundschaftsrunden im Dorf über den Sommer zu bringen.

Die Regierung begründet das Ganze mit der Bekämpfung illegaler Alkoholproduktion und dem Druck aus Brüssel. Offiziell geht es um Steuern, Hygiene und Qualitätssicherung. Inoffiziell wohl eher darum, dass man mit dreißig Litern nicht einmal mehr einen anständigen Namenstag feiern kann.

Für die Bulgaren ist das natürlich ein Schock, schließlich gehört Rakia nicht nur ins Glas, sondern ins Herz der Kultur. Da wir hier leben, trifft uns das direkt, mit diesen homöopathischen Mengen muss man sich gewaltig einschränken, um überhaupt bis zur nächsten Ernte durchzuhalten. Freizügig den Freunden eine Flasche mitzugeben? Vergesst es, die Zeiten und die Gesetze sind hart.

Hinzu kommt, dass Rakia in Bulgarien nicht nur zum fröhlichen Umkippen da ist. Er ist Medizin, Desinfektionsmittel, hilft äußerlich aufgetragen gegen Fußpilz und Warzen und innerlich zur gründlichen Desinfektion gleich mit. Wer also zwischendurch seine Hausapotheke auffüllt oder nach einer deftigen Mahlzeit „vorsorglich sterilisiert“, sieht, wie sich die „eigene Menge“ drastisch reduziert. Am Ende bleibt nicht viel übrig für das, wofür Rakia eigentlich gedacht ist, das gesellige Zusammensitzen und fröhliche Sich-die-Mandeln-spülen.

Und als wäre das nicht genug, soll auch noch die Etikettierung verschärft werden. Ab sofort entscheidet nicht mehr Oma mit ihrem prüfenden Schluck, ob der Rakia alt oder reif ist, sondern die Exekutivagentur für Rebe und Wein. Wer seinen „Reserve“-Rakia anpreist, ohne ihn zehn Jahre in Holzfässern versteckt zu haben, muss künftig bis zu 50.000 Lewa Strafe zahlen. Dafür könnte man locker eine ganze Hochzeit ausrichten, inklusive Kapelle, Band und Schwein am Spieß.

Fazit: In Bulgarien wird es ernst mit der Bürokratie rund ums Brennen. Für viele Familien heißt das, die Flaschen enger zusammenzuhalten, das private Verteilsystem zu überdenken und vielleicht auch mal „Nein“ zu sagen, wenn Freunde mit erwartungsvollem Blick nach einem kleinen Fläschchen fragen. Oder wie es ein Nachbar trocken kommentierte: „Mit 30 Litern kommt man vielleicht durch den Winter, aber nur, wenn man ihn alleine trinkt.“

Наздраве!

 

🔔 Verpasse keinen Beitrag!


Mit der Anmeldung akzeptierst du unsere Datenschutzerklärung.

Der Autor

Copyright © WebWerk Bulgarien. Alle Rechte vorbehalten.
Zurück