
Mein Aufschrei aus Bulgarien – Die Verachtung der deutschen Medien
Es gibt Momente, in denen der Abgrund zwischen Wirklichkeit und medialer Wahrnehmung so tief klafft, dass man daran verzweifeln möchte. Während in Bulgarien die Welt unterging, während Menschen starben, während Häuser, Straßen und ganze Stadtteile durch unbändige Wassermassen zerstört wurden, während Familien Hals über Kopf ihre Wohnungen verlassen mussten und Existenzen binnen Stunden weggeschwemmt wurden, geschah im Westen etwas völlig anderes. Nichts, kein Aufschrei, kein Titel, keine große Schlagzeile in den deutschen Leitmedien. Stattdessen wurde die Sendezeit mit Banalitäten gefüllt. Taylor Swift bewirbt ein neues Album, ihr Gejaule wird in allen Kulturressorts hofiert, weil es Klicks bringt, weil es Geld bringt, weil es für das große Geschäft der Popindustrie nützlich ist. Aber über Bulgarien, über Tote, über die Katastrophe, die ein Land in Europa mitten ins Herz trifft, verliert man in Deutschland kein Wort.
Das ist nicht einfach nur Ignoranz, das ist abstoßend, widerlich, zum Kotzen. Es offenbart eine Verachtung, die sich tief in die westliche Medienlandschaft eingebrannt hat. Alles, was nicht unmittelbar das deutsche Wohlfühlklima betrifft, wird abgewertet, verdrängt oder totgeschwiegen, Länder wie Bulgarien zählen offenbar nichts. Man begegnet ihnen mit Arroganz, als seien sie nur eine Belastung, ein Schandfleck, ein unliebsames Anhängsel am reichen Europa. Menschenleben, Leid, Zerstörung, das scheint nur dann relevant zu sein, wenn es in einem Land passiert, das ökonomisch Gewicht hat oder politisch ins Narrativ passt.
Es geht hier nicht um ein bisschen Regen, nicht um eine Randnotiz, die man am Ende der Tagesschau unter „Vermischtes“ abhaken könnte. Es geht um eine Naturkatastrophe, die Häuser zerschmetterte, Straßen unpassierbar machte, die Infrastruktur ruinierte und das Leben von Tausenden ins Chaos stürzte. Aber das deutsche Publikum soll lieber erfahren, welche Pop-Diva ihre nächste Single veröffentlicht oder welcher Prominente gerade auf Diät ist. Das ist die Prioritätensetzung eines verrotteten Mediensystems, das sich selbst zur Karikatur gemacht hat.
Für mich, der hier lebt und die Bilder sieht, der mitbekommt, wie Nachbarn ihre Wohnungen verlieren, wie Eltern nicht wissen, wo sie morgen schlafen sollen, ist dieses Schweigen nicht nur eine Ohrfeige, es ist ein Schlag in die Magengrube. Es sagt mir, dein Leben, deine Nachbarschaft, dein Land sind nichts wert. Es zeigt, dass für die deutsche Öffentlichkeit nur zählt, was Quote bringt, was Klicks generiert, was sich vermarkten lässt. Und es macht mich krank vor Wut.
Ich verachte diese Haltung. Ich verachte ein Land, das so selbstzufrieden in seiner Filterblase hockt, dass es den Blick für die Realität verliert. Bulgarien ist nicht irgendein ferner Punkt auf der Landkarte, es ist ein Teil Europas. Es ist ein Land, in dem Menschen genauso leben, hoffen, lieben, sterben wie in Deutschland. Wenn hier eine Katastrophe passiert, dann müsste das Thema sein, dann müsste Empathie da sein, dann müsste Berichterstattung da sein. Aber stattdessen herrscht Stille, weil Bulgarien kein Markt ist, weil Bulgarien nicht sexy genug ist, weil Bulgarien nicht ins Bild der heilen Wohlstandsblase passt.
Ich bin froh, diesem Deutschland nicht mehr anzugehören, froh nicht mehr Teil eines Systems zu sein, das andere Länder wie Dreck behandelt, das Leid ignoriert und die eigene Dekadenz feiert. Es ist ekelerregend, dass Millionen in Deutschland lieber ihre Zeit damit verbringen, den nächsten belanglosen Popkult-Hype zu konsumieren, als sich mit echter Not und echter Zerstörung auseinanderzusetzen. Diese Schieflage, diese moralische Verwahrlosung, ist ein Symptom dafür, wie kaputt dieses Mediensystem geworden ist.
Ich schreibe das, weil ich es nicht in mir drin behalten kann. Weil ich platzen würde wenn ich es nicht hinausschreie. Es ist ein Aufschrei gegen die Verlogenheit, gegen die Gleichgültigkeit, gegen den Zynismus eines Systems, das Menschenleben abwägt nach ökonomischem Nutzen. Für mich ist klar, wenn ein Land wie Bulgarien so behandelt wird, dann ist Europa nichts weiter als eine Fassade. Ein Projekt, das vorgibt, solidarisch zu sein, während es in Wahrheit von Hierarchien, von Arroganz und von Verachtung getragen wird.
Es ist zum Kotzen.
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