
Europas stiller Selbstmord – der demografische Kollaps, über den niemand reden will
Wir reden über Klima, Krieg, Künstliche Intelligenz und ignorieren den Elefanten, der längst durchs Wohnzimmer trampelt. Europas demografischer Kollaps. nicht morgen, nicht irgendwann, sondern jetzt. Die Geburten fallen, die Alterspyramide kippt, die Gesellschaft schrumpft und überaltert und niemand, der Verantwortung trägt, hat den Mut, diesen Sprengsatz auf den Tisch zu legen. Die Wahrheit ist simpel und brutal, ohne Menschen gibt es keine Wirtschaft, keine Armee, keine Sozialsysteme, keine Zukunft. Europa stirbt leise und tut so, als wäre es eine Phase. Es ist keine Phase, es ist der Anfang vom Ende, wenn wir so weitermachen.
2023 wurden in der EU nur noch 3,67 Millionen Kinder geboren, der tiefste Stand seit Beginn der Aufzeichnungen. Die zusammengefasste Geburtenziffer liegt bei 1,38, also weit unter dem Bestandserhalt von 2,1. Malta kratzt an der 1,0, Spanien und Italien taumeln im 1,1er-Bereich, Frankreich rutscht trotz „Familienpolitik-Vorzeigeland“ weiter ab. Das ist kein Ausrutscher, das ist Trend und er beschleunigt sich.
Deutschland? Der Mythos vom robusten „Demografie-Riesen“ ist eine Beruhigungspille. 2024 fiel die Geburtenziffer auf 1,35, nach 1,46 im Jahr zuvor, ein Absturz in Echtzeit. Wer behauptet, das reguliere sich „irgendwie“, hat die Kontrolle über die Wirklichkeit verloren.
Italien steht exemplarisch für das, was kommt, wenn ein Land das Thema zu lange verdrängt. Fünfzehn Jahre Geburtenrückgang in Folge, 379 000 Geburten bei 661 000 Toten und eine Fertilität von 1,18. Das ist kein Tal, das ist eine Abwärtsspirale. Politik, die dazu Sonntagsreden hält, lügt sich in die Tasche.
Während die Wiegen leer bleiben, explodiert die Last auf den Schultern der Erwerbstätigen. Heute kommen in der EU auf jeden 65-Plus-Bürger gut drei Menschen im Arbeitsalter. 2050 sind es voraussichtlich weniger als zwei. Dieses Verhältnis ist kein Meinungsstreit, es ist Mathematik und Mathematik gewinnt immer. Renten, Pflege, Gesundheitssysteme, alles hängt an diesem Verhältnis. Es kippt und mit ihm die Statik unserer Staaten.
Wer glaubt, Zuwanderung werde das strukturelle Defizit langfristig kompensieren, verwechselt einen Notverband mit Heilung. Ja, Migration kann Löcher stopfen, kurzfristig. Aber sie ersetzt keine Geburten, sie ersetzt keine wegbrechenden Jahrgänge, sie löst nicht das Grundproblem, dass unsere Gesellschaften die Familiengründung zu einer Hochrisikoinvestition gemacht haben. Wohnkosten, Steuer-/Abgabenkeulen, Betreuungsengpässe, Prekarität, eine Kultur, die Kinder als „Nice-to-have“ behandelt und Eltern als Problemfall. Die Belege liegen auf dem Tisch. Selbst Länder mit massiven Familienleistungen kommen nicht mehr nachhaltig über 1,6. Frankreich rutscht, Ungarn hat trotz milliardenschwerer Pronatal-Politik keinen stabilen Durchbruch erreicht. Das Narrativ „Ein paar Boni – und schon kommen die Babys“ ist eine politische Ausrede.
Die sicherheitspolitische Dimension verschweigt man, weil sie Angst macht. Armeen rekrutieren nicht aus Altenheimen. Deutschland braucht mehr Soldaten, die Regierung spricht von einem Ausbau, während die Truppe real schrumpft und altert. Wenn die Jahrgänge dünn werden, hilft auch die beste Werbekampagne wenig. Das ist kein moralischer, das ist ein biologisch-statistischer Engpass.
Das Absurde ist, wir diskutieren über „Wachstum“ und „Transformation“, als könnten wir die Bevölkerungskurve wegmoderieren. Wir planen Billionenprogramme, die Arbeitskräfte voraussetzen, die es nicht mehr geben wird. Wir verteilen Wahlgeschenke, die künftige Beitragszahler finanzieren sollen, die nie geboren wurden. Wir veredeln den Selbstbetrug zur Staatsräson. Und Medien? Sie erzählen die Betreuungs-Märchen, die Wahljahre verlangen, statt die grafische Wahrheit zu zeigen, eine Kurve, die fällt und fällt und fällt. Wer das ausspricht, wird als Kulturpessimist etikettiert. In Wahrheit ist Kulturpessimismus hier nur ein anderes Wort für Realismus.
Wie kommt man da raus? Sicher nicht mit PR-Wolken oder ideologischen Ersatzreligionen. Familien entstehen, wenn drei Dinge zusammenkommen. Bezahlbarer Wohnraum, verlässliche frühkindliche Betreuung mit Qualität und Zeitmodelle, die Beruf und Elternschaft vereinbar machen, ohne Menschen zu zermahlen. Dazu eine steuer- und abgabenpolitische Entlastung, die Kinder nicht als Privatvergnügen bestraft. Alles andere ist Theater. Selbst dann ist garantiert gar nichts, aber ohne das ist das Ergebnis garantiert, weniger Kinder, weniger Zukunft.
Wenn Europa diese Krise weiter verdrängt, wird das Ende nicht laut und dramatisch sein, es wird still sein. Fabriken finden keine Fachkräfte, Pflegedienste keine Pfleger, Schulen werden geschlossen, Kasernen bleiben leer, Kommunen kippen finanziell um, weil immer weniger Erwerbstätige immer mehr Alte tragen. Und irgendwann merken wir, dass die großen Debatten unserer Zeit nur Kulissen waren, hinter denen ein Kontinent alterte und verschwand. Die nüchternen Projektionen sagen es längst, aber Projektionen schreien nicht. Sie warten, und sie treffen.
Das ist kein Plädoyer für Panik, es ist ein Plädoyer gegen Selbstbetrug. Eine Gesellschaft, die keine Kinder bekommt, ist eine Gesellschaft, die ihre Zukunft aufisst. Wer das „reaktionär“ nennt, hat Demografie nicht verstanden. Wer schweigt, macht sich mitschuldig. Wir können umsteuern oder wir können den Status quo verwalten, bis es nichts mehr zu verwalten gibt. Europa hat die Wahl zwischen Schmerzen jetzt und Zerfall später. Der Rest ist Folklore.