6. Oktober 2025
Trump

Donald Trump vor der Weltbühne – Klartext oder Blamage?

Wenn Donald Trump die Bühne der Vereinten Nationen betritt, ist eines sicher, er wird nicht beschwichtigen, nicht diplomatisch einhegen, sondern angreifen. So geschah es auch bei seinem jüngsten Auftritt, als er vor der UN-Generalversammlung eine Rede hielt, die vielen Beobachtern weniger wie Staatskunst, sondern eher wie ein politisches Schauspiel vorkam. Für seine Anhänger ist er der Mann, der Wahrheiten ausspricht, die andere verschweigen. Für seine Gegner ist er ein internationaler Störenfried, der das Ansehen der USA verspielt, dazwischen bleibt kaum Raum.

Trump griff in seiner Rede nicht nur die üblichen Gegner an, sondern auch enge Partner. Er warf Europa vor, sich durch zu viel Migration selbst zu zerstören, sprach von einer kulturellen Selbstaufgabe und zeichnete ein düsteres Bild eines Kontinents, der seiner Meinung nach seine Wurzeln und seine Souveränität verloren hat. Solche Worte sind im diplomatischen Umfeld ungewöhnlich, sie durchbrechen das Ritual vorsichtiger Formulierungen und rufen zwangsläufig Widerstand hervor. Während Europa bemüht war, sachlich zu reagieren, hörte man hinter den Kulissen teils deutliche Verärgerung. Wer sich öffentlich vor der Weltgemeinschaft als Untergangsprophet über Partner äußert, darf sich nicht wundern, wenn er Spott und Kopfschütteln erntet.

Auch inhaltlich bot Trump reichlich Angriffsfläche. Seine Attacken auf Klimapolitik, die er als „größten Schwindel“ bezeichnete, stehen im Widerspruch zum wissenschaftlichen Konsens. Seine Absage an internationale Institutionen, von Gerichtshöfen bis zu multilateralen Abkommen, wirkt für viele Staaten wie ein Rückfall in eine Weltordnung, in der Macht das einzige Argument ist. Gerade in Europa wächst der Eindruck, dass Trump nicht an Kooperation interessiert ist, sondern an einem Kulturkampf, den er bewusst inszeniert. Damit holt er Applaus aus den eigenen Reihen, verliert aber Glaubwürdigkeit im internationalen Kontext.

Lächerlich macht er sich dadurch nur aus einer bestimmten Perspektive. Wer seine Rhetorik für grotesk überzogen hält, sieht in ihm einen Showman, der im falschen Rahmen das falsche Theater spielt. Doch für seine Unterstützer ist das kein Grund zum Lachen, sondern ein Zeichen der Stärke, endlich ein Präsident, der nicht kuscht, der ungeschönt sagt, was er denkt, und der den USA Vorrang gibt. In diesem Lager gilt jede Empörung der Gegner als Beweis dafür, dass er recht hat.

So entsteht ein Paradox, was in europäischen Hauptstädten als Blamage wahrgenommen wird, steigert Trumps Ansehen bei Millionen Amerikanern. Während Diplomaten über Verstöße gegen Konventionen die Stirn runzeln, feiern Anhänger genau diese Brüche als Authentizität. Für die einen ist er das Gesicht einer kompromisslosen Wahrheit, für die anderen ein Mann, der sein Land auf der Weltbühne der Lächerlichkeit preisgibt.

Die Wahrheit liegt wie so oft dazwischen. Trump ist kein Narr, der nicht weiß, was er tut. Er kalkuliert die Wirkung seiner Worte genau, setzt auf maximale Polarisierung und darauf, dass jede internationale Empörung in den USA als Triumph verkauft werden kann. Lächerlich macht er sich also nicht im engeren Sinn doch er riskiert, dass die USA als verlässlicher Partner auf lange Sicht nicht mehr ernst genommen werden und das ist vielleicht gefährlicher als jede Spottreaktion.

🔔 Verpasse keinen Beitrag!


Mit der Anmeldung akzeptierst du unsere Datenschutzerklärung.

Der Autor

Copyright © WebWerk Bulgarien. Alle Rechte vorbehalten.
Zurück