1. Dezember 2025
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Die selbsternannte Weltregierung: Wie die USA glauben, der Planet gehöre ihnen

Es wirkt wie ein Naturgesetz, als wäre auf diesem Planeten nur eine einzige Nation dazu bestimmt, überall die Finger drin zu haben. Ob Nahost, Ukraine, Südamerika, Balkan, Pazifik oder sogar innerhalb der Europäischen Union. Die Vereinigten Staaten betrachten die Welt nicht als Gemeinschaft souveräner Staaten, sondern als ein verlängertes Spielfeld ihrer geopolitischen Interessen. Wer sich nicht fügt, wird belehrt, sanktioniert oder „befreit“. Die Frage ist längst nicht mehr, ob die USA Weltpolizei spielen, die Frage ist, ob sie inzwischen glauben, sie seien der Eigentümer dieses Planeten.

Während Washington sich selbst als uneigennützig, moralisch überragend und zivilisatorisch unverzichtbar inszeniert, zeigt die Realität ein anderes Bild. Eine Supermacht, die ständig von „Freiheit“ redet, aber in der Praxis Wirtschaft, Diplomatie, Medien und Militär benutzt, um Einflusszonen zu kontrollieren, Regierungen zu formen, Ressourcen zu sichern und unerwünschte Konkurrenten auszuschalten. Man nennt es nicht mehr Kolonialismus, heute heißt es „Sicherheitspolitik“, „Demokratieförderung“ oder „Schutz westlicher Werte“. Nur das Ergebnis bleibt das gleiche, Macht wird exportiert, Souveränität wird importiert, bis der Empfänger seine Unabhängigkeit nur noch auf dem Papier besitzt.

Diese Attitüde trifft längst nicht mehr nur Amerika-Gegner oder autoritäre Regime, sie trifft jeden, der wirtschaftlich, politisch oder geopolitisch im Weg steht. Selbst kleine Länder, die nicht einmal auf dem strategischen Radar der Weltmacht liegen sollten, werden zur Spielwiese amerikanischer Einflussnahme. Wer in Bulgarien lebt, kann ein Lied davon singen. Es genügt ein Blick auf die Energiepolitik, auf staatliche Entscheidungen, die plötzlich nicht mehr in Sofia, sondern in den Botschaftskanälen anderer Mächte verhandelt werden. Wenn die USA sich in die Geschäfte eines russischen Ölunternehmens wie Lukoil einmischen, dann geht es nicht um Moral, nicht um Transparenz, nicht um Demokratie, es geht um Kontrolle. Um das Abwürgen russischen Einflusses, um Marktanteile, um geopolitische Schachzüge im Schwarzen Meer, in der EU, an den Außengrenzen der NATO. Bulgarien ist in diesem Spiel keine Nation, sondern eine Figur, und Figuren haben keinen eigenen Willen.

Washington sagt, es gehe um Frieden und Stabilität, die Realität zeigt das Gegenteil. Überall dort, wo die USA militärisch aktiv wurden, liegen zerfetzte Staaten, korrupte Regierungen und endlose Konflikte. Irak, Afghanistan, Libyen, Syrien. Länder, die angeblich gerettet werden sollten, existieren heute als Mahnmale imperialer Selbstherrlichkeit. Die Welt wurde nicht friedlicher, sie wurde instabiler, gespaltener, gefährlicher. Wer die USA kritisiert, wird schnell als Anti-Amerikaner abgestempelt, dabei geht es nicht um Hass, sondern um Fakten. Ein Staat, der ständig von Demokratie spricht, sollte vielleicht damit beginnen, demokratische Entscheidungen anderer Nationen zu respektieren.

Europa macht sich dabei lächerlich. Es spielt den braven Juniorpartner, während amerikanische Interessen europäische Wirtschaft, Energiepreise, Sicherheitsstrategien und Außenpolitik diktieren. Wenn EU-Staaten plötzlich russisches Gas boykottieren, amerikanisches LNG kaufen, ihre Häfen öffnen, ihre Infrastruktur anpassen und Milliarden ausgeben, reden wir nicht von souveränen Entscheidungen. Wir reden von Druck, Lobbyismus und wirtschaftlicher Abhängigkeit. Während die USA sich als Verteidiger des Westens feiern, kassieren sie die Gewinne und überlassen Europa die Rechnungen.

Der Witz ist, die USA brauchen niemanden zu fragen, weil sie es gar nicht mehr gewohnt sind, auf Augenhöhe zu verhandeln. Für Washington ist die Globalordnung ein Spielfeld, in dem alle anderen Figuren sind, aber nur eine Figur bestimmt, wie das Spiel läuft. Das funktioniert nur, solange andere mitspielen und immer mehr Länder weigern sich. China, Indien, Brasilien, Türkei, Iran, Südafrika. Staaten, die sich nicht mehr erpressen oder belehren lassen. Die Welt rutscht in eine neue multipolare Ordnung und die USA reagieren darauf, wie eine alternde Macht, die merkt, dass ihr das Steuer entgleitet, mit Sanktionen, Drohungen, Militärpräsenz und moralischen Vorträgen.

Die Frage lautet nicht mehr, ob sich die USA in fremde Angelegenheiten einmischen, die Frage ist, warum die Welt das immer noch akzeptiert. Warum die Europäische Union schweigt, warum souveräne Staaten sich erpressen lassen, warum Kritik sofort als Verrat diffamiert wird. Vielleicht, weil die USA über Jahrzehnte das Narrativ beherrschten. Vielleicht, weil die westliche Presse lieber das Bild des selbstlosen Retters wiederholt. Vielleicht, weil zu viele Regierungen ihre Macht lieber an Washington delegieren anstatt selbst Verantwortung zu tragen.

Doch das 21. Jahrhundert ist nicht mehr das Spielfeld der Neunziger, die Welt verändert sich. Amerika wird sich entscheiden müssen, ob es Partner oder Herrscher sein will, beides gleichzeitig funktioniert nicht. Eine globale Ordnung, die auf Respekt basiert, wird stabiler sein als jede Hegemonie, aber dazu müsste die USA erst einmal akzeptieren, dass andere Nationen nicht Untertanen sind, sondern gleichberechtigte Staaten.

Bis das passiert, bleibt der Eindruck bestehen, dass Washington die Welt nicht schützt, sondern verwaltet. Nicht führt, sondern dominiert, nicht Frieden bringt, sondern Kontrolle.

Die Welt hat keine Supermacht nötig, die sich selbst für unersetzlich hält. Sie hat souveräne Länder nötig, die endlich aufhören, sich von einem Staat erzählen zu lassen, was sie zu tun haben.

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