
Das Oktoberfest – vom Volksfest zur Geldmaschine
Abzocke, Realität und Wahnsinn des Oktoberfestes
Das Oktoberfest gilt nach wie vor als Aushängeschild bayerischer Kultur, ein angeblich uriges Volksfest, das Tradition und Gemütlichkeit vereint. Wer aber mit offenen Augen über die Wiesn geht, erkennt schnell, dass es sich längst um ein Spektakel der Extreme handelt, das mit der ursprünglichen Idee nur noch wenig zu tun hat. Was einst ein Fest für das Volk war, ist heute ein Schaulaufen von Selbstdarstellern, ein Tummelplatz für Prominenz auf der Jagd nach medialer Aufmerksamkeit und eine Bühne für hemmungslose Besoffenheit, auf der Maßkrüge und Kreditkarten gleichermaßen geleert werden.
Die Abzocke beginnt bereits bei den Preisen. Eine Maß Bier kostet mittlerweile Summen, die den Alltagspreis eines ganzen Kastens übersteigen, und einfache Speisen wie ein Hendl oder eine Brezn sind zu Luxusartikeln geworden. Hier geht es nicht mehr darum, gemeinsam zu feiern, sondern darum, so viel Profit wie möglich aus den Besuchern zu pressen. Wer kein dickes Portemonnaie mitbringt, wird schnell an die Ränder gedrängt, denn die Wiesn ist längst kein Ort der Volksnähe mehr, sondern ein milliardenschweres Geschäft.
Dazu kommt die absurde Selbstdarstellung. In den VIP-Zelten präsentieren sich sogenannte Promis, deren gesellschaftlicher Wert sich oft allein aus ihrer Medienpräsenz speist. In Lederhosen und Dirndl posieren sie für die Kameras, als wären sie die Erben jahrhundertealter bayerischer Kultur, während hinter den Kulissen nichts als pure Arroganz und Abgehobenheit zu finden ist. Hier wird ein Schauspiel inszeniert, das in erster Linie der Selbstdarstellung dient und mit echter Feierkultur nichts mehr zu tun hat.
Gleichzeitig verkommt das Fest außerhalb der Kameralinsen zu einer gigantischen Saufveranstaltung, deren Auswüchse kaum zu übersehen sind. Betrunkene, die über Bänke stürzen, Sanitäter, die im Dauereinsatz sind, Schlägereien, die zum festen Programm gehören. Die Wiesn ist ein Spiegelbild einer Gesellschaft, die sich in hemmungsloser Maßlosigkeit verliert, während die offiziellen Stimmen weiter vom „familiären Charakter“ schwärmen.
Was bleibt, ist ein widersprüchliches Bild, auf der einen Seite eine perfekt vermarktete Kulisse, die Touristen aus aller Welt anzieht und Millionen in die Kassen spült. Auf der anderen Seite eine Realität, die geprägt ist von überteuerten Preisen, besoffenen Massen, aufgeblasenen Selbstdarstellern und einer entkernten Tradition. Das Oktoberfest ist längst nicht mehr die Feier der einfachen Leute, sondern ein Symbol für die Dekadenz unserer Zeit, in der Kommerz und Schein mehr zählen als Authentizität und Gemeinschaft.
Lesen Sie auch:
https://www.webwerk-bg.com/die-groesste-abzocke/