
Das Leben als Gefahrenschild – Wie uns die neue Moral jede Freude raubt
Wir leben in einer Epoche, in der der Mensch angeblich ständig in Gefahr ist, jede Zigarette wird zum Todesurteil erklärt, jedes Glas Wein zum Vorboten einer Krebserkrankung. Fleisch gilt als ökologisches Verbrechen, Autofahren als moralische Bankrotterklärung. Das Internet zerstört angeblich die Psyche, Zucker macht uns alle krank, Sonne verursacht Hautkrebs, und wenn nichts anderes mehr zieht, dann kommt das große Wort: „krebserregend“. Kein Genuss, keine Freiheit, kein Stück Normalität bleibt verschont von den Warnsirenen einer Gesellschaft, die sich immer mehr in eine selbstgebastelte Paranoia hineinsteigert.
Die Mechanik ist so simpel wie perfide, wo früher Genuss, Maß und Lebenskunst zählten, herrscht heute eine Ideologie des Verbots und der Mahnung. Der Mensch soll nicht mehr leben, er soll sich permanent selbst überwachen. Jede Handlung wird zum moralischen Statement, jeder Bissen zum Sündenfall, jede Fahrt mit dem Auto zum politischen Akt. Es ist, als hätten wir das Recht auf Unbeschwertheit gestrichen und durch einen Katalog von Verboten ersetzt, die uns einreden sollen, das Leben selbst sei die eigentliche Krankheit.
Die Ironie liegt darin, dass diese Dauerwarnungen in ihrer Masse völlig sinnlos werden, denn wer alles verbietet, erlaubt am Ende gar nichts mehr. Es entsteht eine Gesellschaft der Angst, in der sich Menschen nicht mehr trauen, einfach sie selbst zu sein. Statt Freude, Genuss und Gelassenheit gibt es nur noch Verunsicherung, Schuldgefühle und moralische Erpressung.
Natürlich, rauchen ist schädlich, Alkohol kann zerstören, zu viel Zucker macht krank. Aber muss man deshalb aus jeder menschlichen Schwäche, aus jeder Freude, aus jedem Laster eine Todsünde machen? Das Leben war nie ungefährlich, es war nie perfekt, nie frei von Risiken. Aber es war lebenswert, weil wir trotz der Gefahren die Schönheit suchten, den Rausch, den Geschmack, das Abenteuer, das Risiko. Genau das wird uns heute systematisch ausgetrieben.
Die neuen Ideologen, egal ob aus Politik, Medien oder Wissenschaft, arbeiten mit einer Doppelmoral, die ekelhaft ist. Während sie uns predigen, dass Autofahren verwerflich sei, fliegen sie selbst in Privatjets zu Klimakonferenzen. Während sie erklären, dass Fleischkonsum die Erde zerstört, sitzen sie in Nobelrestaurants und lassen sich Angus-Steak servieren. Während sie vor den Gefahren des Internets warnen, bauen sie ihre eigene Macht auf eben diesen digitalen Strukturen aus. Sie tun so, als ginge es um unsere Gesundheit, unsere Sicherheit, unser Wohl. In Wahrheit geht es um Kontrolle, um Lenkung, um eine Gesellschaft, die nicht mehr frei lebt, sondern nur noch nach Vorschrift existiert.
Man will uns einreden, dass die ideale Welt ein Ort sei, an dem wir nie rauchen, nie trinken, nie Fleisch essen, nie Auto fahren, nie Risiken eingehen, nie aus der Reihe tanzen. Doch das ist kein Leben, das ist ein steriles, verordnetes Dahinvegetieren. Der Mensch wird auf ein Stück Biomaschine reduziert, die gefälligst lange zu funktionieren hat, aber bitte ohne Leidenschaft, ohne Exzess, ohne Freude.
Ein Leben voller Warnungen und Gebote ist kein Leben, sondern ein Gefängnis. Die Freiheit, sich auch einmal schädlich zu verhalten, ist ein unverzichtbarer Teil der Menschlichkeit. Genuss ist immer ein Risiko, Liebe ist ein Risiko, Abenteuer ist ein Risiko. Wer alles glattbügeln will, wer den Menschen in Watte packt, macht ihn nicht gesund, sondern bricht ihm den Willen.
Die Wahrheit ist brutal einfach, wir sterben sowieso, früher oder später. Die Frage ist nur, ob wir bis dahin gelebt haben. Wer das Leben nur noch als Gefahrenschild sieht, wer uns jede Freude ausredet, der betrügt uns um genau das, was den Menschen zum Menschen macht. Wer Freiheit, Genuss und Widerspruch auslöschen will, führt keine Gesellschaft, sondern dressiert ein Kollektiv.
Das Leben ist nicht dafür da, dass wir es möglichst steril, möglichst kontrolliert und möglichst risikofrei verbringen. Es ist dafür da, dass wir es fühlen, schmecken, auskosten. Alles andere ist Ideologie und die können uns gestohlen bleiben.
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