6. Oktober 2025
Zähne

Das große Geschäft mit den Zähnen – Abzocke zwischen Stuhl und Labor

Kaum ein medizinisches Feld hat sich so stark zum Millionengeschäft entwickelt wie die Zahnmedizin. Eigentlich sollte es um Gesundheit, Lebensqualität und Schmerzfreiheit gehen. In Wahrheit aber ist es längst ein Markt, in dem Preise und Profite oft wichtiger sind als die Patienten. Wer Zahnersatz braucht, kennt das Gefühl. Man sitzt im Behandlungsstuhl, hört Summen, Abdrücke, Fachworte und dann den Preis. Vierstellige Beträge sind keine Ausnahme, fünfstellige keine Seltenheit. Und die Krankenkassen? Zahlen nur einen Bruchteil, während Patienten die Differenz schultern müssen.

Warum Zahnersatz so teuer ist

Offiziell wird Zahnersatz als „hochwertige, individuelle Handarbeit“ begründet. Kronen, Brücken, Implantate, alles wird im Labor gefertigt, angeblich mit modernster Technik. Doch der Preis setzt sich nicht nur aus Material- und Arbeitskosten zusammen. Es ist das Zusammenspiel von Zahnärzten, Dentallaboren und Krankenkassen, das die Summen explodieren lässt.

Laborpreise werden selten hinterfragt. Patienten bekommen zwar einen Kostenvoranschlag, doch was im Hintergrund läuft, bleibt unsichtbar, enge Kooperationen zwischen Praxen und Laboren, oft mit stillschweigenden Preisabsprachen. Wer als Zahnarzt „sein“ Partnerlabor hat, verdient mit. Am Ende bezahlt der Patient nicht nur für Keramik und Gold, sondern für Netzwerke, Abmachungen und Gewinnmargen.

Die Krankenkassen als Statisten

Die gesetzlichen Krankenkassen haben den Ausweg lange selbst geschaffen. Sie zahlen nur den sogenannten „Festzuschuss“. Das bedeutet, der Patient hat Anspruch auf eine Mindestversorgung, alles darüber hinaus muss er selbst tragen. In der Praxis bedeutet das, wer nicht auf eine Billiglösung zurückfallen will, zahlt kräftig drauf. Damit lagern Kassen die Last auf die Versicherten aus, während Zahnärzte und Labore im hochpreisigen Segment unbehelligt agieren.

Private Versicherungen machen es nicht besser. Auch sie arbeiten mit komplizierten Tarifen, Erstattungsmodellen und Klauseln, die am Ende dafür sorgen, dass Patienten nie das zurückbekommen, was sie eigentlich zahlen.

Zahntourismus – Ausweg oder Risiko?

Weil die Preise in Deutschland, Österreich oder der Schweiz explodieren, boomt der Zahntourismus. Ungarn, Bulgarien, Polen oder die Türkei locken mit professionellen Kliniken, modernen Technologien und Preisen, die oft nur ein Drittel betragen. Für viele Menschen ist das der einzige Weg, sich ein neues Gebiss leisten zu können.

Doch auch hier gibt es Fallstricke. Manche Angebote sind sauber, transparent und von hoher Qualität, andere sind Lockvogelangebote, die Patienten mit Billigpreisen ködern und dann mit Zusatzkosten überraschen. Auch die Nachsorge ist problematisch. Was tun, wenn nach der Rückkehr eine Krone bricht oder ein Implantat entzündet ist? Viele deutsche Zahnärzte lehnen Reparaturen ab, wenn die Arbeit im Ausland gemacht wurde. Der Patient sitzt zwischen den Stühlen.

Warum kann das alles sein?

Das System Zahnmedizin ist ein halbes Kartell. Die Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ) regelt zwar den Rahmen, doch innerhalb dieser Spannen gibt es enorme Spielräume. Wer in einer Stadt mit „Top-Lagen“ behandelt, ruft andere Preise auf als auf dem Land. Hinzu kommen versteckte Absprachen. Labore setzen Preise hoch an, Zahnärzte schlagen auf und die Krankenkassen zucken mit den Schultern, solange die „Mindestversorgung“ irgendwo gewährleistet ist.

Dazu kommt die Psychologie. Zähne sind kein Luxusgut, sondern Identität, Selbstbewusstsein, Alltag. Niemand will mit Zahnlücken oder Provisorien herumlaufen. Wer Schmerzen hat, zahlt. Wer eine Ästhetik will, zahlt noch mehr. Diese Zwangslage ist das Fundament, auf dem das Geschäft gebaut ist.

Zwischen Gesundheit und Geschäft

Die Zahnmedizin ist zweigeteilt. Auf der einen Seite ehrliche Zahnärzte und Labore, die solide arbeiten, faire Preise nehmen und den Patienten an erster Stelle sehen. Auf der anderen Seite eine Industrie, die längst vom Gesundheits- zum Luxusmarkt geworden ist, mit Werbung, Rabattaktionen und dem Versprechen eines „Hollywood-Lächelns“.

Die Leidtragenden sind die Patienten, die in diesem System nicht nur medizinisch versorgt, sondern auch finanziell ausgepresst werden.

Fazit – ein Biss ins Portemonnaie

Zahnersatz in Deutschland ist oft kein medizinisches, sondern ein finanzielles Drama. Was als „individuelle Arbeit“ verkauft wird, ist in Wahrheit ein lukratives Geschäftsfeld mit fragwürdigen Strukturen. Zahntourismus ist für viele eine Rettung, aber auch ein Risiko.

Die zentrale Frage bleibt, wie lange lassen Patienten sich noch beißen? Solange Schweigen, Angst und Unwissen das System schützen, wird das Geschäft mit den Zähnen weiter brummen.

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