6. Oktober 2025
Auswandern.png

 

Dein Leben in Bulgarien beginnt nicht mit dem Umzug, sondern mit diesem Buch · © Bernd Lange

Einleitung

Dieses Buch ist nicht für jeden.

Wenn du nach Bulgarien kommen willst, weil es hier „billig“ ist, weil du deine Ruhe willst, weil du vor etwas wegrennst – dann leg es bitte gleich wieder zur Seite. Dieses Buch wird dir nicht gefallen. Es stellt keine Traumvilla in Aussicht, keine Wunderheilung durch Meeresluft, keine Flucht aus deinem Leben. Es zeigt nur eines: die Wahrheit. Und zwar so, wie sie ist – roh, direkt, aber mit Respekt.

Ich habe dieses Buch geschrieben, weil ich selbst gegangen bin. Nicht spontan, nicht naiv, nicht mit Instagram und Facebook im Kopf. Sondern vorbereitet, informiert und mit klarem Ziel. Und weil ich seitdem zu viele gesehen habe, die es ganz anders gemacht haben – und daran zerbrechen. Menschen, die hier stranden, statt anzukommen. Die Bulgarien nicht sehen, sondern benutzen. Die mit deutscher Überheblichkeit durchs Leben stolpern und sich wundern, dass niemand klatscht.

Dieses Buch ist kein Ratgeber im klassischen Sinn. Es ist eine Mischung aus Tagebuch, Anleitung, Warnung und Einladung. Es enthält alles, was du wirklich wissen musst – und nichts, was du nur lesen willst, um dich besser zu fühlen.

Wenn du bereit bist, Verantwortung zu übernehmen, Regeln zu akzeptieren, die du nicht selbst geschrieben hast, und dich auf ein Land einzulassen, das eigen, ehrlich und wunderbar unaufgeregt ist – dann wird dir dieses Buch helfen. Vielleicht mehr, als dir lieb ist.

Und wenn du am Ende denkst:
„Genau deswegen hab ich’s richtig gemacht“ –
dann war’s das wert.

 

Der Anfang vom Ende – und der Anfang von allem

Es war nicht diese eine Nacht mit Sternenhimmel oder der Blick aufs Schwarze Meer bei Sonnenuntergang, der uns die Entscheidung abnahm. Es war etwas Tieferes. Etwas, das sich still und leise in uns verankerte, während wir 2018 durch die Gassen von Burgas schlenderten, Zigaretten mit alten Männern auf Plastikstühlen rauchten und das Gefühl bekamen: Hier ist die Luft anders. Nicht sauberer – aber freier.

Noch während dieses Urlaubs fanden wir unser neues Zuhause. Es war keine spontane Schnapsidee. Kein „Ach, hier könnten wir mal wohnen“. Es war ein klares Ja. Die Wohnung lag am Rand von Burgas, in einem dörflichen Teil außerhalb der Stadt, eingebettet in Ruhe, ein Zweifamilienhaus mit viel Platz, modern, fast neu – kein Schnickschnack, aber perfekt für uns. Kein Zweifel, keine Bedenkzeit. Wir mieteten sofort.

Ab da gab es nur noch eine Richtung: Raus aus Deutschland. Für immer.
Nur das „Wann“ war noch offen.

Wir flogen zurück nach Berlin, aber die Stadt fühlte sich falsch an. Grau, kontrolliert, verschnürt in Regeln und Zuständigkeiten. Unsere Entscheidung stand. Alles, was wir in den folgenden Monaten taten, diente nur noch dem Zweck, die Auswanderung vorzubereiten.

2019 kehrten wir für vier Wochen nach Bulgarien zurück – ein ausgedehnter Urlaub, offiziell. In Wahrheit war es ein logistisches Manöver. Viele Kartons hatten wir bereits daheim gepackt. Kleidung, Bücher, Werkzeug, Erinnerungen. Der SUV war voll, die Stimmung aufgeladen. Dieser Urlaub war anders: nicht mehr sehnsüchtig, sondern zielgerichtet. Wir kamen nicht, um uns treiben zu lassen. Wir kamen, um anzukommen.

Danach wieder zurück in Berlin ging alles Schlag auf Schlag. Wir kündigten, planten, sortierten, verbannten Zweifel. Kein „Was ist, wenn?“ – sondern nur „Was brauchen wir noch?“ Der Job im öffentlichen Dienst – weg. Die Krankenkasse – persönlich geklärt. Rentenversicherung – durchgesprochen. Nichts blieb offen, nichts wurde verschoben. Wer auswandern will, muss reden, nicht googeln. Muss handeln, nicht posten.
Wir sprachen mit echten Menschen, nicht mit Forenphantomen.

Was du vor dem Auswandern wirklich regeln musst – und was dir sonst später alles zerschießt

Es gibt Dinge, die kann man verschieben. Den letzten Besuch bei Tante Erna. Das Entrümpeln des Kellers. Den Abschiedsspaziergang durch den Berliner Kiez. Aber es gibt auch Dinge, die sind nicht verhandelbar. Die musst du regeln, bevor du die deutsche Grenze hinter dir lässt – weil sie dir sonst in Bulgarien alles zerschießen. Und zwar nicht symbolisch. Sondern ganz konkret: Aufenthalt, Versicherung, Karte, Konto – alles hängt an genau diesen Punkten.

Reisepass und Personalausweis – gültig oder nutzlos?

Klingt banal, ist aber der erste Stolperstein für viele. Denn: Du brauchst einen gültigen Reisepass oder Personalausweis, und zwar nicht nur für die Einreise. Du brauchst ihn:

  • für das Migrationsamt,
  • für die Lichna-Karte,
  • für den Handyvertrag,
  • für den Hauskauf oder Mietvertrag,
  • für alles, was mit Behörden zu tun hat.

Der Haken: Die bulgarischen Behörden achten auf das Ablaufdatum. Wenn dein Pass in sechs Monaten abläuft, bekommst du manchmal auch nur eine Lichna-Karte mit sechs Monaten Gültigkeit. Dann darfst du später alles nochmal beantragen – mit allem Drama. Also: vorher neu beantragen, wenn weniger als zwei Jahre Restlaufzeit draufstehen. Und zwar für beide Dokumente. Und ja: Auch wenn du „sowieso nur den Personalausweis benutzt“ – hol dir einen aktuellen Pass. Der wird hier häufiger verlangt, als man denkt.

Die Krankenversicherungskarte – dein unsichtbarer Taktgeber

Wenn du gesetzlich in Deutschland krankenversichert bist, brauchst du die europäische Krankenversicherungskarte (EHIC) – auf der Rückseite deiner deutschen Krankenkassenkarte. Und da wird’s heikel: Die Gültigkeit dieser Karte bestimmt die Dauer deines ersten Aufenthaltsrechts – und damit der Lichna-Karte.

Was viele nicht wissen:

  • Läuft die Karte in acht Monaten ab? → Dann bekommst du oft nur acht Monate Aufenthaltsrecht.
  • Ist sie zwei Jahre gültig? → Dann hast du für zwei Jahre Ruhe.

Das bedeutet: Beantrage vor dem Umzug eine neue Krankenversicherungskarte mit maximaler Gültigkeit. Ruf bei deiner Kasse an, sag, dass du auswandern wirst, und bitte um eine frische Karte. Sag, du brauchst die EHIC für Bulgarien. Manche Kassen sind träge, also rechtzeitig kümmern – mindestens vier Wochen vorher.

Die große Checkliste – mach das bitte, bevor du losfährst

Damit du in Bulgarien nicht gleich wieder im Kreis läufst, hier das, was du unbedingt vor dem Start in trockene Tücher bringen musst:

✅ Gültiger Reisepass (Restlaufzeit mind. 2 Jahre)
✅ Gültiger Personalausweis (aktuell, nicht eingerissen, lesbar)
✅ Neue Krankenversicherungskarte (EHIC) mit langer Gültigkeit
✅ S1-Formular (wenn du Rente bekommst oder deinen Lebensmittelpunkt nach Bulgarien verlegst)
✅ Geburts- und Heiratsurkunden mit Apostille, wenn du Eigentum erwerben oder Kinder anmelden willst
✅ Wichtige Unterlagen einscannen und in die Cloud oder auf einen USB-Stick packen – doppelt ist besser
✅ Alle PINs und TANs deiner Bank (ja, auch die aus der Foto-TAN-App, sonst stehst du wie ein Depp vor dem Automaten)
✅ Zwei aktuelle Passfotos, am besten biometrisch – brauchst du für Lichna, Bank, Führerschein
✅ Vollmacht für Vertrauensperson in Deutschland – falls du nochmal was regeln lassen musst (z. B. Steuer, Nachsendeantrag, Gericht)
✅ Abmeldebestätigung vom Wohnsitz in Deutschland, falls du dich offiziell abmeldest
✅ Vorrat an Medikamenten, die du regelmäßig brauchst – inklusive Beipackzettel und Rezeptkopie

Noch ein persönlicher Satz dazu

Die bulgarischen Behörden sind nicht böse. Sie sind nur streng. Sie gucken nicht, ob du freundlich lächelst. Sie gucken auf dein Dokument. Aufs Datum. Auf den Stempel. Und wenn da was nicht passt, wirst du nicht angeschrien. Du wirst abgelehnt. Wortlos, freundlich, aber ohne Plan B.

Deshalb gilt: Regle alles, was du regeln kannst, noch in Deutschland.
Weil Bulgarien keine Baustelle für dein Chaos ist.
Sondern deine neue Heimat – wenn du sie verdient hast.

Die 7 vergessenen Punkte, die dir später das Genick brechen können

Es gibt Dinge, die stehen auf keiner offiziellen Liste. Die flüstert dir kein Beamter ins Ohr, und in Facebook-Gruppen tauchen sie nur dann auf, wenn jemand sie gerade schmerzhaft ignoriert hat. Es sind genau die Punkte, die dir – Monate nach der Ausreise – das Genick brechen, wenn du nicht vorher daran denkst. Nicht lebensbedrohlich. Aber garantiert nervenzerfetzend, teuer oder peinlich. Oder alles auf einmal.

1. Digitales Chaos – oder: Wenn du plötzlich aus deinem Onlineleben fliegst

Zwei-Faktor-Authentifizierung ist super. Bis du deine deutsche Handynummer kündigst und plötzlich nicht mehr in dein Bankkonto, deinen E-Mail-Account oder deine Cloud kommst. Willkommen im digitalen Off.

Was du tun musst:
– Alle wichtigen Dienste auf eine neue E-Mail-Adresse umstellen (am besten Gmail oder Protonmail)
– Authenticator-App statt SMS verwenden
– Handynummer in allen Konten aktualisieren, bevor du kündigst
– Passwörter und Backup-Codes sichern, aufschreiben, speichern

Wer das nicht macht, sitzt in Bulgarien – und kommt nicht mal mehr in seinen Netflix-Account.

2. Nachsendeauftrag – oder: Wenn deine Steuerbescheide in Niemandsland landen

Du bist abgemeldet, alles läuft – denkst du. Und dann kommt in Deutschland Post. Steuerbescheid, Krankenkassenkram, Gerichtsschreiben. Du bekommst nichts davon mit. Und plötzlich bist du im Mahnverfahren.

Was du tun musst:
– Nachsendeauftrag bei der Deutschen Post einrichten (12 oder 24 Monate)
– Oder: Vertrauensperson beauftragen, die deine Post entgegennimmt
– Oder: digitale Postfächer nutzen (z. B. E-Post oder GMX Office), aber funktioniert nicht bei allen Behörden

Wichtig: Nicht glauben, dass „eh nix mehr kommt“. Es kommt immer was.

3. Impfpass & Gesundheitsakte – oder: Wenn du plötzlich dem Arzt mit Händen und Füßen erklären musst, dass du keine Allergie gegen Penicillin hast

Die erste Grippe kommt. Oder eine echte OP. Und der bulgarische Arzt schaut dich an und fragt nach deiner medizinischen Vorgeschichte. Du schaust zurück – wie ein Reh im Scheinwerferlicht.

Was du tun musst:
– Impfpass einscannen oder als Original mitnehmen
– Wichtige Befunde, Diagnosen, Allergien, OP-Berichte sichern – digital oder als Kopie
– Medikamentenliste auf Bulgarisch/Englisch vorbereiten
– Alles auf einem USB-Stick sichern (und diesen nicht mit Waschmittel verwechseln)

Ein alter Blutwert kann in Bulgarien der Unterschied sein zwischen „alles gut“ und „wir operieren sicherheitshalber mal den Blinddarm raus“.

4. Vollmachten – oder: Wenn du im Krankenhaus liegst und keiner darf ans Konto

Du denkst nicht dran. Warum auch? Dir passiert ja nix. Aber dann liegst du doch im Krankenhaus – Autounfall, Herzinfarkt, was auch immer. Und keiner darf dein Konto anfassen, Miete überweisen, Papiere besorgen.

Was du tun musst:
– Bankvollmacht ausstellen (für jemanden, dem du vertraust!)
– Patientenverfügung vorbereiten – in Deutsch und Bulgarisch
– Im besten Fall: notarielle Beglaubigung – in Bulgarien oder vorher in Deutschland mit Apostille
– Notfallordner anlegen, mit Kopien aller wichtigen Dokumente

Niemand hofft, dass das gebraucht wird. Aber wenn doch, bist du der Einzige, der nicht wie ein Depp dasteht.

5. Steuer-ID, BULSTAT, EGN – oder: Wenn dir keiner sagt, dass du ohne diese Nummer gar nichts darfst

Du hast eine Lichna-Karte. Super. Aber das ist nur der Anfang. Viele denken, das reicht. Aber: Wer Einnahmen in Bulgarien erzielt – egal ob durch Miete, Onlinehandel oder Nebentätigkeit – braucht eine bulgarische Steuer-ID. Und zwar rechtzeitig.

Was du tun musst:
– Mit dem Steuerberater (ja, du brauchst einen) abklären, ob du in Bulgarien steuerpflichtig wirst
– BULSTAT-Nummer beantragen, falls du ein Gewerbe betreibst
– EGN (bulgarische Personenkennziffer) korrekt verwalten – alles hängt an ihr

Und nein: Die Steuerbehörde ruft dich nicht an, wenn du was vergisst. Sie wartet. Und dann kommt der Hammer.

6. Gemeindeabgaben – oder: Wenn du zwei Jahre nichts zahlst und plötzlich keine Grundstücksgenehmigung mehr bekommst

In Bulgarien schickt dir die Gemeinde keine freundliche Mahnung. Keine SMS. Nichts. Die Gebühren für Grundsteuer, Müll und Infrastruktur liegen dort still in der Schublade – bis du was brauchst.

Was du tun musst:
– Einmal im Jahr zur Obshtina (Gemeindeverwaltung) gehen und fragen: „Was schulde ich euch?“
– Alternativ: Lokale Onlineportale prüfen (meist auf Bulgarisch, meist mit EGN)
– Quittung abheften. Screenshot machen. Nachbarn fragen, wie’s läuft.

Wer glaubt, dass Nicht-Zahlen hier niemanden interessiert, irrt sich. Es interessiert erst später – aber dann richtig.

7. Vertragsdetails – oder: Wenn dein Internetanbieter dich plötzlich für zwei weitere Jahre an der Leine hat

In Bulgarien gilt: Vertrag ist Vertrag – auch wenn er in kyrillischem Chaos geschrieben wurde. Kündigungsfristen? Widerrufsrecht? Manchmal ja, manchmal nein. Wenn du nicht aufpasst, unterschreibst du einen Handyvertrag, der dich überlebt.

Was du tun musst:
– Laufzeit und Kündigungsfrist notieren (nicht auf dem Kassenbon, sondern im Kalender)
– Vertragsunterlagen sofort fotografieren oder kopieren
– Wenn du kündigen willst: persönlich, schriftlich, mit Quittung
– Bei Internet und Strom: immer auf Namen und Adresse achten – sonst landest du mit dem Vertrag deines Vormieters im Streit

Das bulgarische System ist nicht bösartig. Nur: Es erinnert dich nicht. Wenn du dich selbst nicht kümmerst, hast du verloren.

Fazit?
Diese sieben Dinge sind keine Panikmacher. Sie sind das, was du in einem Jahr bereust, wenn du sie heute nicht ernst nimmst. Und wenn du diesen Abschnitt gelesen hast und denkst:
„Verdammt, an Punkt 3 hab ich echt nicht gedacht.“ – dann war’s das wert.

Denn wer hier ankommt und denkt, dass man mit halber Vorbereitung ganzes Leben leben kann, der wird scheitern.
Wer’s richtig macht, lebt besser als je zuvor.
Aber halt nicht zufällig. Sondern, weil er dieses Kapitel gelesen hat.

Die letzten Tage vor der Abreise

Der größte Schritt war der letzte Einkauf in Deutschland: ein massiver, doppelachsiger Anhänger – lang, breit, schwer, wie unsere Entscheidung. Wir machten ihn reisebereit, luden ihn mit unserem halben Leben voll, verzurrten, sicherten, prüften – nicht nur Schrauben, auch unser Ziel. Alles fühlte sich richtig an. Nicht leicht, aber richtig.

Im Dezember 2019 standen wir auf unserem Parkplatz in Berlin, atmeten tief durch und sahen ein letztes Mal auf das, was uns nie wieder sehen würde. Unsere Wohnung war leer, unser Navi programmiert, unser Mut ungebrochen.

Wir fuhren los. Zwei Menschen, ein SUV, ein Hänger voller Erinnerungen – und ein Plan, der keiner war, sondern eine Entscheidung.

Die letzte Strecke – und der erste Morgen

Die Fahrt nach Bulgarien dauerte länger als geplant. Es war Dezember. Kalt, glatt, unberechenbar. Wir hatten ein schweres Gespann – SUV plus doppelachsiger Hänger, voll bis unters Dach mit unserem alten Leben, verpackt in Kartons, Erinnerungen und Werkzeugkisten. Wir fuhren nicht schnell, sondern vorsichtig. Wer etwas wirklich will, hetzt nicht, sondern bringt es sicher ins Ziel.

Zwei Übernachtungen. Fast 2.300 Kilometer. Unzählige Tassen Kaffee an Raststätten, müde Blicke über Nebelfelder, Diskussionen über Straßenzustände und Maut. Und irgendwo auf der Strecke – zwischen Ungarn und Rumänien vielleicht – kam dieser Moment: das tiefe, wortlose Wissen, dass wir nie wieder zurückfahren würden.

Als wir in der Nacht in Burgas ankamen, war es still. Kein Empfangskomitee, kein Feuerwerk. Nur wir zwei, unser müder Blick, das Knacken des Motors beim Abstellen. Und das Gefühl: Jetzt ist es echt.
Wir parkten vor dem Haus, stiegen aus, atmeten tief durch. Kälte in der Luft, aber Wärme im Bauch. Müde, geschlaucht – aber glücklich.
Wir schlossen die Tür zu unserem neuen Leben auf, legten uns einfach hin – kein Ritual, kein Toast auf den Neuanfang. Nur Schlaf. Tiefer, ehrlicher Schlaf.

Am nächsten Morgen, Punkt zehn Uhr, standen unsere Bekannten vor der Tür. Zwei Auswanderer, die es vor über zehn Jahren gewagt hatten – mit weniger Geld, weniger Gepäck, aber demselben Willen.
Gemeinsam entluden wir den Hänger und den SUV. Karton für Karton, Regal für Regal. Es war kein Umzug mehr. Es war das Ankommen. Das Einrichten eines neuen Kapitels. Jeder Griff sagte: Hier bleiben wir.

Ab diesem Tag war alles anders. Wir waren nicht mehr auf Durchreise, nicht mehr „nur für ein paar Wochen hier“. Nein. Wir waren angekommen. Endgültig. Keine Rückfahrkarte. Keine Fragen mehr. Keine Wenns, keine Abers.

Zuhause. Endlich.
Nicht in dem Sinne von „hier wohnen wir jetzt“, sondern im Sinne von: Hier gehören wir hin.
Dieses Land, diese Menschen, diese Straße, dieses Haus – sie alle hatten uns aufgenommen, ohne zu fragen, ob wir perfekt passten. Wir waren da. Und wir wollten bleiben. Für immer.
Neue Heimat. Neue Wurzeln.
Bulgarien, wir sind da. Und wir werden in dir leben. Und genießen. Mit allem, was dazugehört.

Der erste Schritt in die bulgarische Realität – Migrationsamt, Lichna-Karte & Co.

Wer in Bulgarien leben will – und das nicht nur als Tourist –, kommt um einen Gang nicht herum: das Migrationsamt.
Und nein, das ist nicht wie das Einwohnermeldeamt in Deutschland. Hier geht es um deinen legalen Aufenthaltsstatus. Bulgarien ist zwar EU, aber du bist hier trotzdem Ausländer. Und du musst dich melden. Punkt.

✅ Was du brauchst, um als EU-Bürger offiziell gemeldet zu werden:

  1. Reisepass oder Personalausweis (gültig, logisch).
  2. Nachweis über Wohnsitz in Bulgarien.
    → entweder ein:
    • Mietvertrag (notariell beglaubigt!) oder
    • Nachweis über Eigentum (z. B. Notarurkunde mit Übersetzung und beglaubigter Kopie).

Achtung: Ein unterschriebener Zettel vom Vermieter reicht nicht. Bulgarische Behörden wollen es schriftlich, gestempelt und notariell abgesichert.
Wer in einem möblierten Apartment wohnt, das „bar“ gemietet wurde, lebt zwar physisch in Bulgarien, aber auf dem Papier in der Grauzone. Keine gute Idee.

  1. Antrag auf Aufenthaltserlaubnis („Заявление“) – erhältlich vor Ort.
    Du musst persönlich vorsprechen. Keine Vertretung, kein digitaler Antrag, keine Ausreden.
  2. Ein bulgarischer Handyvertrag – kein Witz.
    Ohne bulgarische Nummer wirst du oft nicht mal ans Migrationsschalter vorgelassen. Behörden kommunizieren ausschließlich per SMS oder Telefon – auf Bulgarisch.

Die Lichna-Karte (лична карта) – dein Schlüssel zum bulgarischen Leben

Nach der Anmeldung beim Migrationsamt bekommst du einen offiziellen Bescheid über dein Aufenthaltsrecht (временно или постоянно – vorübergehend oder dauerhaft). Mit diesem Papier gehst du zur örtlichen Polizeibehörde (MVR – МВР) und beantragst deine Lichna-Karte – die persönliche Identitätskarte in Bulgarien.

Wichtig:

  • Es handelt sich nicht um einen bulgarischen Ausweis, sondern um eine Art bulgarische Meldebescheinigung auf Karte.
  • Gültig in der Regel 5 Jahre, danach Verlängerung möglich.
  • Du brauchst dafür: 2 Passfotos (biometrisch), den Bescheid vom Migrationsamt, deinen Ausweis und Quittungen über gezahlte Gebühren.

Bearbeitungszeit:

  • Normale Ausstellung: ca. 30 Tage
  • Express: gegen Aufpreis in 3–5 Werktagen möglich

Krankenversicherung & S1-Formular – dein Zugang zur medizinischen Versorgung

Wenn du in Deutschland gesetzlich krankenversichert bist (z. B. bei AOK, TK, Barmer etc.) und deine Rente beziehst oder dein Lebensmittelpunkt in Bulgarien liegt, kannst du dich in Bulgarien über das S1-Formular bei der bulgarischen Krankenkasse anmelden.

Ablauf:

  1. S1-Formular bei deiner deutschen Krankenkasse beantragen.
    → Es bestätigt, dass du in Bulgarien Anspruch auf medizinische Leistungen hast – auf Kosten deiner deutschen Versicherung.
  2. Mit S1 und Lichna-Karte zur RAZPRED (РЗОК) – die bulgarische Kasse in deinem Bezirk.
  3. Anmeldung erfolgt dort direkt, du bekommst einen Eintrag ins System.

Achtung:
Es gibt keine Chipkarte wie in Deutschland. Alles läuft über deinen EGN (bulgarische Personenkennziffer) und deine Lichna-Karte.

Hausarzt finden – dein wichtigster Mensch nach dem Bäcker

Ohne einen festen Hausarzt (личен лекар) bekommst du in Bulgarien keine Überweisung, keine Medikamente, keinen Zugang zu Fachärzten.

So findest du einen:

  • Geh zur nächstgelegenen Poliklinik (ДКЦ) oder frage Einheimische.
  • Hausarztwahl ist frei, aber der Arzt muss Kapazitäten haben – ja, das ist wie Tinder auf Rezept.
  • Bring deinen EGN, Lichna-Karte und ggf. bulgarischen Krankenversicherungsnachweis mit.
  • Du unterschreibst eine Registrierungserklärung – ab dann bist du „drin“.

Auto ummelden – ohne KAT bist du nur ein Parkplatzbesitzer

Wenn du dein Fahrzeug dauerhaft in Bulgarien nutzen willst, musst du es innerhalb von 6 Monaten ummelden. Das passiert bei der KAT (Катастрофи и Транспортна полиция) – einer Unterabteilung der Polizei.

Erforderlich:

  1. Original-Brief und -Schein (Teil I und II)
  2. Kaufvertrag oder Eigentumsnachweis
  3. Meldebescheinigung (Lichna-Karte)
  4. Versicherungsnachweis für Bulgarien (z. B. durch DZI, Bulstrad etc.)
  5. Technische Inspektion in Bulgarien (GTP)
  6. Bezahlung der Registrierungsgebühren & Nummernschilder

Nummernschilder werden direkt vor Ort geprägt. Deine alten deutschen Schilder werden einbehalten.
Tuningteile, dunkle Scheiben, Anhängerkupplung – alles wird genau angeschaut.

Bulgarischer Handyvertrag – der stille Türöffner

Ohne bulgarische Nummer läuft nichts.
Du brauchst:

  • EGN oder Pass
  • Wohnsitznachweis (z. B. Mietvertrag)
  • Manchmal auch eine Lichna-Karte

Anbieter (2025):

  • A1
  • Vivacom
  • Yettel

Preise:

  • Flat mit unbegrenztem Datenvolumen ab ca. 25–30 Lewa (13–15 €)
  • Verträge monatlich kündbar oder auf 12 Monate

SIM-Karten gibt’s an jeder Straßenecke, aber Verträge nur im Laden. Online ist schwierig, ohne EGN fast unmöglich.

Was man sonst noch braucht (und wissen sollte):

  • Translator-App auf dem Handy ist dein bester Freund. Google Translate funktioniert brauchbar, aber nur bei klarem Deutsch. Verschwurbelte Beamtensprache bringt ihn zum Weinen.
  • Englischkenntnisse sind in Städten hilfreich, aber auf dem Land fast nutzlos.
  • Bulgarisch zu lernen ist keine Pflicht – aber ein Zeichen von Respekt.
  • Kreativität, Geduld und Humor sind deine Werkzeuge.
  • Wer sich nicht bemüht, bleibt in der Warteschleife.

Willkommen im System – oder: Wie man ein echter Bulgare auf Papier wird

Wer glaubt, dass Auswandern damit erledigt ist, dass man sein Hab und Gut über die Grenze schiebt, der soll bitte gleich wieder einpacken. Denn was jetzt kommt, ist der wahre Eintritt in die Realität. Die bulgarische Realität. Und die beginnt – natürlich – mit dem Staat.

Wir wussten es vorher. Zumindest dachten wir das. Wir hatten gelesen, recherchiert, sogar in ein paar Facebookgruppen gewagt, wo sich Menschen tummeln, die angeblich schon seit Jahren in Bulgarien leben, aber noch nie mit einer echten Behörde zu tun hatten – jedenfalls nicht erfolgreich. Da war von „einfach melden und fertig“ die Rede, von „die brauchen eh nix“ bis hin zu „frag besser nicht, mach einfach“. Kurz gesagt: Halbwissen mit dem Selbstbewusstsein eines Fernsehanwalts.

Nein, wir wollten es richtig machen. Und zwar legal, nachvollziehbar, ordentlich. Also gingen wir ins Migrationsamt – mit einer Mischung aus Respekt, Nervosität und der tiefen Hoffnung, nicht gleich an einem Stempel zu scheitern.

Das Abenteuer beginnt

Der erste Behördengang in Bulgarien ist wie das erste Date mit einem schwer erreichbaren Rockstar. Du weißt, du musst gut aussehen, pünktlich sein und am besten schon vorher alles über ihn wissen. Und trotzdem kann es sein, dass du nicht mal ins Gebäude gelassen wirst, weil du kein bulgarisches Handy hast.

Ja, richtig gelesen: Ohne bulgarische Telefonnummer kommst du oft nicht mal bis zur Anmeldung. Du brauchst sie nicht nur für den Rückruf der Sachbearbeiterin, sondern auch als geheime Eintrittskarte in die Verwaltungshölle mit Aussicht.

Also besorgten wir uns als erstes – wie echte Profis – einen bulgarischen Handyvertrag. Und das war einfacher als gedacht. Du brauchst dafür deinen Ausweis, ein Gesicht, das halbwegs vertrauenswürdig wirkt, und im Idealfall bereits eine Adresse in Bulgarien. A1, Vivacom oder Yettel – alle sind freundlich, solange du keine komplizierten Fragen stellst. Wir nahmen das Rundum-Sorglos-Paket mit Datenflatrate und genug Minuten, um notfalls jede Behörde zehnmal anrufen zu können.
Vertrag unterschrieben, SIM-Karte drin, Nummer aktiv. Punkt eins auf der To-Do-Liste: abgehakt. Noch 247 Punkte offen.

Zurück zum Migrationsamt. Dort erfuhren wir schnell: Wer als EU-Bürger in Bulgarien leben will, muss sich registrieren – sonst ist man zwar da, aber nur als Touri. Und Touristen dürfen keine Lichna-Karte haben, keine Versicherung abschließen, keine Bankgeschäfte erledigen und keine Wurzel schlagen.
Also: Registrierung beantragen.

Die Voraussetzungen? Nun, die könnten einem durchaus den Kaffee aus dem Thermobecher treiben. Du brauchst einen Wohnsitznachweis – und der muss sitzen. Entweder ein notariell beglaubigter Mietvertrag (nicht einfach irgendein Wisch, den dir dein netter Vermieter auf einer Serviette unterschrieben hat), oder der offizielle Nachweis, dass du Eigentümer einer Immobilie bist. Am besten mit Notarprotokoll, Liegenschaftsnummer und dreifacher Kopie. Und nein, das alles reicht nicht auf Deutsch. Du brauchst eine übersetzte und beglaubigte Version – willkommen in der Welt der Stempel.

Wir hatten Glück. Unser Mietvertrag war sauber aufgesetzt, beim Notar bestätigt und mit offizieller Übersetzung versehen. Die Dame am Schalter nickte. Ein gutes Zeichen, dachten wir.
Sie sagte aber nichts. Auch das war ein gutes Zeichen – in Bulgarien ist nicht meckern ein Lob.

Es folgte der Antrag auf Aufenthaltserlaubnis – ein schmuckloses Stück Papier mit Feldern, die selbst für Menschen mit Hochschulabschluss eine Herausforderung darstellen können. Aber wir waren vorbereitet. Daten eingetragen, unterschrieben, abgegeben. Einmal tief durchgeatmet.

Und dann – der große Moment: der Bescheid. Mit diesem Dokument in der Hand bist du in Bulgarien nicht mehr nur anwesend. Du bist registriert. Ein Teil des Systems. Zumindest auf dem Papier.
Und mit diesem Papier geht’s weiter – zur Polizei.

Die Lichna-Karte – du bist jetzt jemand

Es gibt in Bulgarien keine Meldebescheinigung wie in Deutschland. Es gibt die Lichna-Karte – deinen ganz persönlichen Ausweisersatz für Ausländer. Damit bekommst du (fast) alles: Konto, Versicherung, Arzt, Frieden. Ohne sie bekommst du vor allem eines: gar nichts.

Du beantragst sie bei der örtlichen Polizei – genau genommen bei der Abteilung für Migration und Ausländerangelegenheiten. Du bringst den Bescheid vom Migrationsamt mit, deinen Ausweis, Passfotos und die Quittung über die gezahlte Bearbeitungsgebühr (ja, du darfst wieder zur Bank latschen und einzahlen).
Die Beamten sind freundlich, aber nicht besonders redselig. Das macht aber nichts – solange sie arbeiten, ist alles gut.
Die Karte bekommst du, je nach Zahlung, innerhalb von drei bis fünf Tagen (Express) oder in ca. 30 Tagen (Normaltempo). Wir zahlten lieber ein bisschen mehr – man gönnt sich ja sonst nichts.

S1-Formular und das bulgarische Gesundheitswesen

Gesundheit ist in Bulgarien kein Selbstläufer. Du brauchst einen Zugang. Und der funktioniert über das S1-Formular – das Formular, das deutsche Krankenkassen ausstellen, wenn du in Bulgarien leben willst, aber weiterhin über sie versichert bist.

Das Formular bekommst du nur, wenn du entweder Rente beziehst oder nachweisen kannst, dass dein Lebensmittelpunkt in Bulgarien liegt. Mit dem S1 und deiner Lichna-Karte gehst du zur RAZPRED – der bulgarischen Krankenkasse in deinem Verwaltungsbezirk.

Die Anmeldung ist vergleichsweise unkompliziert. Du bekommst keine Chipkarte, keinen Pass, keinen netten Willkommensbrief – du bekommst einen Eintrag in ein System, das dich ab sofort als versichert führt.
Dein wichtigstes Merkmal ist nicht dein Name, sondern deine EGN – die persönliche bulgarische Identifikationsnummer. Sie ist der Schlüssel zu allem. Wer sie verliert, hat ein echtes Problem.

Ab da kannst du einen Hausarzt suchen. Klingt einfach. Ist es aber nicht.

Der Hausarzt – dein Joker im Alltag

In Bulgarien gilt: Ohne Hausarzt kein Rezept, keine Überweisung, keine Chance.
Also suchst du dir einen. Entweder auf gut Glück in der Poliklinik (ДКЦ), durch Empfehlungen oder einfach, weil einer zufällig Sprechzeiten hat, wenn du gerade nicht einkaufst.

Du brauchst deine Lichna-Karte, deinen EGN und – richtig – Geduld. Du unterschreibst eine Erklärung, wirst in einer Art Patientenliste eingetragen, und ab dann bist du „drin“. Der Hausarzt kennt dich zwar nicht, aber das macht nichts. Er weiß, dass du da bist. Das reicht fürs Erste.

Kleiner Tipp: Lächeln hilft. Und Bulgarisch oder zumindest ein netter Tonfall. Wer als motzender Deutscher auftritt, wird schnell aussortiert – und darf dann mit Google Translate erklären, warum ihm die Luft fehlt.

Vom deutschen Nummernschild zum bulgarischen Blech – Wie dein Auto offiziell Balkanluft atmet

Es war einer dieser sonnigen, aber kalten Vormittage, an denen die Entscheidung reifte: Das Auto muss jetzt auch offiziell ein Bulgare werden. Bis dahin rollte unser SUV noch mit Berliner Kennzeichen durch die Straßen von Burgas – unauffällig, aber doch irgendwie fremd. Fast wie ein Tourist, der sich einheimisch fühlt, aber ständig die Kamera um den Hals trägt.

Doch wer hier wirklich leben will, muss auch das Blech anpassen. Denn spätestens nach sechs Monaten durchgängigen Aufenthalts in Bulgarien ist man verpflichtet, das Fahrzeug offiziell umzumelden. Punkt. Kein „ja, aber“, kein „ich fahr doch nur zum Lidl“. Wer länger bleibt, muss registrieren – oder riskiert im Ernstfall Stress mit der Polizei oder sogar mit der Versicherung. Und glaubt mir: Die bulgarischen Behörden sind nicht vergesslich, sie sind nur manchmal langsam. Aber wenn sie einmal wach sind, dann richtig.

KAT – die heilige Halle der Zulassung

Zuständig für die Fahrzeugummeldung ist die KAT – ausgeschrieben Kontrol na Avtomobilniya Transport. Klingt harmlos, ist aber eine Mischung aus Zulassungsstelle, TÜV, Polizeibehörde und Nervenklinik.

Der erste Schritt war die Information. Wir wollten nicht einfach blindlings auftauchen, um uns dann wieder wegschicken zu lassen, weil irgendein Stempel fehlte oder das Datum auf dem Formular schief guckte.
Also: Wir recherchierten. Und ja, das war anstrengender als die Fahrt von Berlin nach Burgas.

Die Liste der benötigten Unterlagen liest sich wie das Inventar eines streng sortierten Aktenschranks:

  1. Fahrzeugschein und -brief im Original (deutsch, klar – aber übersetzt, wenn sie’s verlangen).
  2. Kaufvertrag oder Eigentumsnachweis, egal wie lange das Auto dir schon gehört – du musst belegen, dass du es ehrlich besitzt.
  3. Deine Lichna-Karte – ohne geht nichts.
  4. Meldebescheinigung bzw. Eigentumsnachweis deines Wohnsitzes, am besten in der Form, die du auch fürs Migrationsamt vorgelegt hast.
  5. Eine gültige Haftpflichtversicherung bei einem bulgarischen Anbieter – DZI, Bulstrad, Armeec oder andere.
    → Wichtig: Ohne bulgarische Versicherung kein Ummelden.
  6. Ein aktueller technischer Prüfbericht (GTP – Годишен Технически Преглед). Der bulgarische TÜV. Muss frisch sein.
  7. Die Quittung über die gezahlten Gebühren, die man natürlich vorher irgendwo einzahlen muss – meistens bei einer Partnerbank oder am Automaten im Gebäude, der aber nur funktioniert, wenn er Lust hat.

Klingt viel? Ist es auch. Aber wer’s einmal gemacht hat, wird mit einem Satz belohnt: „Номерът е готов“ – „Die Nummer ist fertig.“

Der Ablauf – mit oder ohne Nerven

Wir fuhren also zum zuständigen KAT in Burgas. Wer meint, dort gibt es eine durchdachte Beschilderung, klare Abläufe und ein Ticketnummern-System wie beim Bürgeramt in München – der wird sehr schnell sehr bulgarisch enttäuscht.
Man stellt sich an. Dann stellt man sich falsch an. Dann stellt man sich richtig an. Dann merkt man, dass man die Quittung vergessen hat, fährt wieder weg, zahlt irgendwo bar, kommt zurück, stellt sich neu an.

Ein paar Hinweise aus Erfahrung:

  • Kommt früh – 7:30 Uhr ist nicht übertrieben.
  • Nehmt Wasser, Snacks und Geduld mit.
  • Redet nicht zu viel Deutsch am Schalter – das wirkt schnell überheblich.
  • Versucht es mit einfachem Englisch oder lasst jemanden übersetzen, wenn nötig.
  • Nicht diskutieren. Lächeln. Nicken. Warten.

Nach Prüfung aller Unterlagen – und ja, sie prüfen alles – bekommt man irgendwann die Bestätigung: Fahrzeug darf registriert werden.
Die alten Nummernschilder werden einbehalten, mit einem Blick, der sagt: „Willkommen in der Realität.“

Neue Nummern, neue Identität

Die bulgarischen Kennzeichen sind schlicht, aber deutlich. Zwei Buchstaben für den Verwaltungsbezirk (z. B. „A“ für Sofia, „B“ für Burgas), gefolgt von Zahlen und Buchstaben.
Die Schilder werden direkt vor Ort geprägt – keine Wartezeit, kein Drama. Man bekommt auch einen neuen Fahrzeugschein (бележка), den man gut aufbewahren sollte, am besten laminiert und mehrfach kopiert, weil er ungefähr so haltbar ist wie eine Quittung aus dem Supermarkt.

Und dann – das Gefühl. Du schraubst dein deutsches Leben vom Auto ab und montierst dein neues. Plötzlich wirkt alles real. Kein Urlaub mehr, keine Rückfahrkarte. Das Fahrzeug gehört jetzt hierher. Und du auch.

Was man unbedingt wissen sollte:

Die technische Kontrolle (GTP) ist in Bulgarien ein eigenes Kapitel. Es gibt keine Sammelprüfung wie TÜV – stattdessen wird jedes Fahrzeug einzeln nach bulgarischem Standard geprüft. Dazu zählen:

  • Bremsen
  • Lichter
  • Stoßdämpfer
  • Reifenzustand
  • Umwelt (ja, auch das)
  • Und das Vorhandensein von Warndreieck, Feuerlöscher, Verbandskasten und zwei (!) Warndreiecken bei Anhängern.

Wer ein bisschen geschraubt hat, bekommt’s hin. Wer ein gepimptes Auto mit Tieferlegung, Spoilern und Neon-Unterbodenbeleuchtung fährt, kann sich auf Diskussionen freuen. Bulgarien ist tolerant – aber nicht blöd.

Geld allein macht nicht glücklich – aber ohne Bankkonto wird’s richtig ungemütlich

Eines muss man den Bulgaren lassen: Barzahlungen sind hier keine Seltenheit. Du kannst beim Zahnarzt bar bezahlen, beim Automechaniker, beim Notar und notfalls auch beim Installateur, der dir den Kessel neu abdichtet. Bargeld regiert. Zumindest auf dem Land.
Aber wehe dem, der glaubt, man könne sein gesamtes neues Leben aus der Portokasse finanzieren. Denn sobald du mit dem bulgarischen Staat oder größeren Unternehmen zu tun hast – Versicherung, Stromanbieter, Telefon, Steueramt, Krankenhaus – brauchst du eins: ein bulgarisches Bankkonto.

Und nein, dein altes deutsches Konto bei der Sparkasse von Hintertupfingen bringt dir hier gar nichts. Schon gar nicht, wenn du versuchst, damit deine Krankenversicherung zu bezahlen oder dein Auto anzumelden.
Wer klug ist, eröffnet deshalb frühzeitig ein Konto bei einer bulgarischen Bank. Und wer nicht klug ist, lernt es auf die harte Tour.

Die erste Wahl – oder der erste Fehler?

Bulgarien hat viele Banken. Manche sind international, manche heißen, als hätte sie ein Mafiafilm erfunden. Die bekanntesten und solidesten sind:

  • Unicredit Bulbank – modern, viele Filialen, auch für Expats geeignet
  • DSK Bank – riesig, früher staatlich, heute benutzerfreundlich
  • Postbank – stabil, aber manchmal langsam
  • UBB – eher konservativ, aber solide

Es gibt auch kleinere Banken – und ja, manche arbeiten wirklich noch mit Faxgeräten. Aber dazu später.

Wir entschieden uns für die DSK. Solide, einfach, und man hatte uns gesagt, dass sie auch mit Menschen arbeiten, die nicht fließend Bulgarisch sprechen – solange man nicht gleich wie ein Investmentbanker auftritt.
Also rein in die Filiale. Aufgeräumt, diskret, leicht angestaubt – aber freundlich. Die Dame am Empfang trug das klassische bulgarische Lächeln: ein Ausdruck zwischen „Ich helfe Ihnen gern“ und „Stellen Sie besser keine Fragen.“

Kontoeröffnung – der Prüfstein

Du brauchst zur Kontoeröffnung:

  • Deinen gültigen Ausweis oder Reisepass
  • Deine Lichna-Karte – ohne wird’s schwer
  • Eine Adresse in Bulgarien – am besten die aus dem Mietvertrag
  • Eine Telefonnummer, also deine bulgarische Handynummer

Manche Banken fragen nach dem EGN, deiner persönlichen bulgarischen Identifikationsnummer. Hast du sie nicht (z. B. wenn du noch auf die Lichna-Karte wartest), kann es sein, dass du nur ein sogenanntes „Pre-Konto“ bekommst – eine Art Zwischenlösung. Mit der kann man erstmal Geld empfangen und überweisen, aber nicht alles.

Die Kontoeröffnung an sich dauert etwa 30 Minuten. Viel Papier, noch mehr Unterschriften, und du bekommst eine wunderschöne Plastikkarte, die sich im Design irgendwo zwischen Aldi-Reklame und staatlicher Verwaltungsnostalgie bewegt. Funktioniert aber. Und darauf kommt’s an.

Online-Banking? Ja, gibt’s.
Menüführung? Bulgarisch.
App? Manchmal – je nach Bank.
Englische Version? Oft vorhanden, aber nicht immer stabil.
Das Gute: Wer einen Translator bedienen kann, kommt auch hier weiter.
Das Schlechte: Wer erwartet, dass alles wie bei der DKB läuft, bekommt einen Nervenzusammenbruch.

Geld transferieren – und bitte nicht dumm dabei sterben

Jetzt das Thema, das viele scheuen wie der Steuerbescheid: Wie überweise ich mein deutsches Geld nach Bulgarien?
Denn die meisten Deutschen haben ihre Rentenzahlung, Ersparnisse oder Einkommen noch in Euro in Deutschland liegen. Aber sie brauchen es in Bulgarien – in Lewa oder Euro, je nachdem.

Der Weg über deine deutsche Bank ist der bequemste – und der teuerste. Die Sparkasse nimmt für Auslandsüberweisungen gerne mal Gebühren, bei denen man sich fragt, ob das Geld nicht besser zu Fuß gekommen wäre.
Also der Tipp: Revolut, Wise (ehemals Transferwise), N26 oder ähnliche Anbieter.
Damit kannst du dein Geld schnell, günstig und transparent nach Bulgarien transferieren – und das sogar auf dein bulgarisches Konto. Wir nutzten Wise – klar, schnell, übersichtlich. Und ja: es funktioniert.

Wichtig: Achte auf die IBAN deines bulgarischen Kontos. Sie beginnt mit BG, und Bulgarien ist zwar EU-Mitglied, aber die Bankenwelt ist ein eigenes Biotop. Manchmal dauert’s ein bisschen. Also nicht nervös werden, wenn das Geld nicht sofort sichtbar ist. In Bulgarien bedeutet „online überwiesen“ oft: „kommt morgen oder übermorgen oder irgendwann vormittags.“

Ein persönlicher Rat

Wer das mit der Bank von Anfang an gut regelt, spart sich später viele graue Haare.
Du brauchst dein Konto für:

  • die Anmeldung bei der Krankenkasse
  • den Erhalt von Rentenzahlungen
  • Vertragsabschlüsse (Strom, Wasser, Internet)
  • Onlinekäufe bei bulgarischen Shops
  • und schlicht zum Überleben

Wer denkt, man könne ewig mit Bargeld leben, der wird spätestens beim ersten Versuch, ein Auto zu kaufen oder eine Versicherung abzuschließen, aufwachen wie nach einem Stromausfall im Fahrstuhl.

Und ganz ehrlich: Du willst dein Geld nicht in einem Land ausgeben, das du verlassen hast – sondern in dem Land, in dem du leben willst. Also mach’s gleich richtig.

Stempel, Siegel, Übersetzung – Willkommen im bulgarischen Dokumentenkarussell

Es gibt eine Szene, die sinnbildlich für das Leben als Auswanderer in Bulgarien steht. Man sitzt mit seinem Mietvertrag, dem deutschen Reisepass und einem leichten Schweißfilm auf der Stirn im Büro eines bulgarischen Notars. Der Notar schaut dich an, dann auf das Dokument, dann wieder auf dich. Und fragt etwas auf Bulgarisch, das sich anhört wie: „Wo ist die beglaubigte Übersetzung mit Apostille?“
Und du denkst: „Mit was bitte?“

Willkommen in der Welt der Formalitäten. Sie ist nicht feindlich, nur… detailverliebt. Sehr detailverliebt. Bulgarien ist ein Land, in dem man Dinge gerne schwarz auf weiß hat – und zwar in gutem Bulgarischnotariell beglaubigtamtlich übersetzt und möglichst dreifach gestempelt.

Und falls du glaubst, dein deutscher Mietvertrag, dein Scheidungsurteil oder deine Geburtsurkunde wären international verständlich – nun ja. Auf dem Balkan spricht man Papier. Und zwar flüssig.

Beglaubigte Übersetzung – oder: Deutsch reicht nicht

Wenn du ein deutsches Dokument in Bulgarien verwenden willst – sagen wir mal einen Kaufvertrag, eine Rentenbescheinigung, eine Patientenverfügung oder ein Testament –, dann musst du es übersetzen lassen.
Aber nicht von deinem Cousin, der mal einen Bulgarienurlaub gemacht hat, sondern von einem beeidigten Übersetzer.
Diese findet man entweder:

  • über spezialisierte Übersetzungsbüros
  • oder direkt bei Notaren, die mit bestimmten Übersetzern zusammenarbeiten

Die Übersetzung muss nicht nur sprachlich korrekt sein, sondern auch formell: Datum, Stempel, Beglaubigungsvermerk – alles muss sitzen. Sonst wird das Ding abgelehnt wie ein abgelaufener Ausweis im Rathaus von Castrop-Rauxel.

Apostille – der Ritterschlag für deutsche Papiere

Jetzt kommt’s dicke: Manche Dokumente – z. B. deutsche Geburts- oder Heiratsurkunden – müssen nicht nur übersetzt werden, sondern brauchen auch eine Apostille.
Die Apostille ist eine Art international anerkannte Super-Beglaubigung, die bestätigt, dass das Dokument auch wirklich ausgestellt wurde und keine Photoshop-Fälschung ist.

Und Achtung: Die Apostille bekommst du nicht in Bulgarien, sondern in Deutschland – bei der zuständigen Behörde des Bundeslandes, wo das Dokument herkommt.
Beispiel:

  • Geburtsurkunde aus Berlin? → Landgericht Berlin

  • Scheidungsurteil aus Niedersachsen? → Justizministerium Niedersachsen

Erst mit Apostille kannst du es in Bulgarien übersetzen lassen. Erst danach ist es gültig.
Das klingt bürokratisch, ist es auch. Aber es ist unumgänglich.

Der Notar – dein wichtigster Mann (oder Frau) in der neuen Welt

Wenn du glaubst, ein Notar ist nur für Hauskauf und Testament zuständig, dann lebst du noch in Deutschland. In Bulgarien ist der Notar so etwas wie der Gatekeeper des Alltags.
Er (oder sie) beglaubigt:

  • deine Unterschriften auf offiziellen Anträgen
  • Mietverträge
  • Vollmachten
  • Eigentumsnachweise
  • eidesstattliche Erklärungen
  • und manchmal sogar deine Existenz

Wir saßen mehrfach beim Notar. Jedes Mal mit einem leicht nervösen Magen. Denn ein Fehler im Dokument – eine falsch geschriebene Straße, ein vergessener zweiter Vorname – und schon darfst du nochmal los.
Aber die Arbeit der Notare ist verlässlich. Viele sprechen ein wenig Englisch oder holen jemanden dazu. Sie wissen, dass Expats oft überfordert sind – und helfen, wenn du ihnen mit Respekt und Klarheit entgegentrittst.

Was du für offizielle Behördengänge brauchst – ein paar bittere Wahrheiten

Du glaubst, du gehst mit einem Ausweisdokument und deinem Charme zur Behörde, und alles läuft? Falsch gedacht.
Bulgarische Beamte lieben vollständige Unterlagen. Und sie lieben Stempel.
Für fast alles brauchst du:

  • deinen Ausweis oder Pass
  • deine Lichna-Karte
  • Kopien aller Dokumente (ja, auch von denen, die du gerade in der Hand hast)
  • eventuell einen Dolmetscher, wenn du den Inhalt nicht selbst erklären kannst
  • eine große Portion Geduld – und einen funktionierenden Google Translator

Nimm immer mehr mit, als verlangt wird. Druck alles doppelt aus. Heftklammern helfen. Und wenn du glaubst, du hast zu viel dabei – perfekt.

Viele Dinge funktionieren dann plötzlich reibungslos, weil du vorbereitet bist. Und du kannst zusehen, wie andere, die auf Facebook hörten „Ein Zettel reicht“, hektisch zurück zum Auto rennen, um nochmal zu drucken.

Ein kleiner, aber entscheidender Hinweis zum Schluss

Bulgarien ist kein Land, das dich aktiv blockiert. Im Gegenteil: Es will dir ermöglichen, hier zu leben. Aber es verlangt etwas, das viele Deutsche verlernt haben: Eigenverantwortung.
Niemand hier nimmt dich an die Hand. Du bekommst keine Checkliste, kein vorgefertigtes Starterpaket. Du musst dich kümmern – und zwar ernsthaft.
Und ja: Du darfst Fehler machen. Aber du solltest sie nicht wiederholen und vor allem nicht erwarten, dass jemand anders sie für dich ausbügelt.

 

Kinder, Schule & Kindergeld – Wenn du nicht nur dich, sondern auch Verantwortung mitbringst

Auswandern mit Kindern ist eine andere Nummer. Keine schlechtere, aber eine deutlich komplexere. Denn Kinder brauchen mehr als nur ein Dach über dem Kopf. Sie brauchen Struktur, Anschluss, Schulbildung, medizinische Versorgung – und Eltern, die sich vorher ein paar unbequeme Fragen stellen.

Zum Beispiel: Kann ich in Bulgarien für mein Kind wirklich sorgen – sprachlich, rechtlich, psychologisch?

Die Schule beginnt mit der Anmeldung. Und die beginnt mit der Lichna-Karte, dem Wohnsitznachweis und deinem festen Willen, dich zu kümmern. Viele Schulen nehmen Kinder auf, auch wenn sie kein Wort Bulgarisch sprechen – aber sie erwarten Engagement. Und manchmal auch Dolmetscher. Es gibt Schulen mit Deutsch- oder Englischunterricht, aber die meisten Klassen sind rein bulgarisch. Wer Integration will, muss Geduld haben – und ein dickes Fell fürs erste Schuljahr.

Kitas? Gibt’s. In der Stadt zahlbar, auf dem Land oft privat oder familiär organisiert. Impfpflicht besteht für einige Einrichtungen – also vorher checken, was anerkannt wird. Auch hier gilt: Bulgarien will Ordnung. Keine Zettelwirtschaft, keine Wackellösungen.

Und dann ist da noch das Thema Kindergeld. Ja, du kannst auch in Bulgarien deutsches Kindergeld bekommen – wenn du bestimmte Voraussetzungen erfüllst. Etwa:

  • Du beziehst deutsche Rente und dein Lebensmittelpunkt ist nachweislich in Bulgarien.
  • Du bist noch in Deutschland steuerpflichtig und das Kind lebt dauerhaft bei dir.

Aber: Die Familienkasse prüft. Und zwar gründlich. Wohnsitz, Schule, Mietvertrag, Kontoauszüge. Wer hier lügt, verliert nicht nur Geld – sondern auch den letzten Rest Glaubwürdigkeit.
Also: Wer Kinder mitnimmt, muss doppelt vorbereiten. Und dreifach lieben. Dann klappt’s.

Alt werden in Bulgarien – Was, wenn du nicht ewig jung bleibst?

Viele kommen nach Bulgarien, um den Lebensabend zu genießen. Sonne, Garten, billiger Zahnersatz. Klingt gut – solange alles gut ist. Aber was passiert, wenn du Hilfe brauchst?

Bulgarien hat kein deutsches Pflegesystem. Keine AOK-Pflegeberatung, keine flächendeckende Kurzzeitpflege. Wer pflegebedürftig wird, muss selbst vorsorgen – oder Familie haben, die einspringt. Es gibt private Pflegedienste, ja. Es gibt auch deutsche Betreuer – für viel Geld. Aber es gibt keine Garantie.

Das heißt: Überleg dir vorher,

  • ob du langfristig Betreuung brauchst,
  • ob dein Haus auch dann noch funktioniert, wenn du nicht mehr rennen kannst,
  • ob du jemanden hast, der dir helfen wird, wenn du nicht mehr klar kommst.

Und was ist mit dem Tod? Auch das ist kein Tabuthema. Wer in Bulgarien stirbt, wird nach bulgarischem Recht behandelt. Die Sterbeurkunde ist bulgarisch. Die Abwicklung dauert. Das Erbe kann kompliziert werden, wenn es keine klaren Regelungen gibt. Also:

  • Leg ein Testament an.
  • Übersetze es.
  • Gib jemanden in Deutschland eine Vollmacht – für den Fall der Fälle.

Bulgarien ist ein guter Ort zum Leben. Aber du musst auch an das Ende denken. Nicht, weil du Angst haben sollst. Sondern weil es Verantwortung ist. Gegenüber dir. Und denen, die dich lieben.

Rückwanderung – Wenn du merkst, dass es nicht passt

Manchmal läuft es nicht. Und das ist okay. Nicht jeder findet hier seinen Platz. Manchmal ändern sich Lebensumstände, manchmal kommt die Krankheit, manchmal einfach die Ernüchterung. Das ist kein Scheitern – wenn du ehrlich damit umgehst.

Was du wissen solltest:

  • Du kannst dich in Bulgarien jederzeit abmelden – beim Migrationsamt und ggf. bei der Gemeinde.
  • Du solltest alle laufenden Verträge kündigen: Strom, Wasser, Versicherung, Internet.
  • Deine Lichna-Karte gibst du beim MVR zurück – das ist kein Muss, aber sauber.
  • Du meldest dich wieder in Deutschland an, sobald du dort eine Wohnung hast. Dann bekommst du auch deine gesetzliche Krankenkasse zurück – ggf. mit Wartezeit.
  • Dein Bankkonto in Bulgarien kannst du behalten oder schließen. Achtung: Wenn du es nicht nutzt, fallen ggf. Gebühren an.

Und ganz wichtig: Sag den Bulgaren nicht, dass Bulgarien schuld ist. Sag: Es hat nicht gepasst. Sag: Ich habe es versucht. Und geh mit Anstand. So, wie du gekommen bist. Denn auch das ist ein Zeichen von Charakter.

Wie man alles versaut – oder: Warum viele Auswanderer nichts verloren haben in Bulgarien

Man erkennt sie auf den ersten Blick. Diese gescheiterten Existenzen, die mit mieser Laune durch Lidl in Burgas schlurfen, das Preisschild von der Leberwurst beäugen wie ein geheimes Regierungsdokument und anschließend in der Parkplatzhitze stehen und darüber schimpfen, dass „hier ja auch alles teurer wird“.
Es sind genau die, die morgens um halb zehn schon ein Bier öffnen, mittags bei Facebook andere belehren, wie das hier so läuft, und abends in ihrer Mietwohnung hocken und darauf warten, dass sich das Leben bitteschön selbst erledigt.

Diese Leute sind nicht ausgewandert. Sie sind abgehauen.
Vor ihrer Verantwortung. Vor dem Jobcenter. Vor dem Leben.
Und jetzt sitzen sie in Bulgarien – unglücklich, wütend, überfordert.
Und machen das Einzige, was sie in Deutschland schon perfekt konnten: meckern.

Facebook: Der Stammtisch für die, die es nie geschafft haben

Wenn man als Neuling in eine dieser Gruppen gerät – du kennst sie –, dann liest man zuerst Sätze wie:
„In Bulgarien brauchst du nix umzumelden, interessiert keinen.“
„Ich wohn hier seit 5 Jahren ohne irgendwas, läuft.“
„Behörden? Mach ich nicht, hab keine Lichna, brauch ich nicht.“

Und man denkt sich: Krass. Das klingt einfach. Das klingt entspannt.

Falsch gedacht.
Was man nicht sieht: Diese Leute leben seit Jahren im Halbschatten.
Kein Versicherungsschutz. Kein offizieller Wohnsitz. Kein Zugang zu einem Hausarzt. Kein legaler Fahrzeugstatus. Keine Steueridentität. Kein Zukunftsplan.
Sie leben im luftleeren Raum, irgendwo zwischen deutschem Frust und bulgarischer Realität, die sie nie angenommen haben.

Und das Schlimmste? Sie sind laut.
Laut in ihren Kommentaren. Laut in ihrer Kritik. Laut in ihrer Meinung, dass „Bulgarien nix taugt“ – obwohl Bulgarien nicht das Problem ist.
Sie sind es.

Die Wahrheit, die keiner hören will: Nicht jeder ist zum Auswandern gemacht

Und das ist keine Beleidigung. Es ist eine Tatsache.
Auswandern heißt nicht: Rente einkassieren, ans Meer ziehen, und den Fernseher auf RTL einstellen.
Auswandern heißt: Alles selbst organisieren. In einer fremden Sprache. Mit fremder Kultur. Mit Behörden, die anders denken, reden, handeln.
Wer das nicht kann – oder nicht will – sollte bleiben, wo er ist.

In Bulgarien leben bedeutet, sich auf Bulgarien einzulassen.
Die Menschen zu respektieren. Die Eigenheiten zu akzeptieren. Die Sprache zumindest versuchen zu lernen.
Wer nur hier ist, um alles wie in Deutschland haben zu wollen – besserer Preis, gleiche Regeln, deutscher Arzt, deutsches Brot, deutsche Ordnung – der hat den Sinn nicht verstanden.
Und wird scheitern. Langsam. Klagend. Unfähig, sich selbst den Spiegel vorzuhalten.

Ein typisches Szenario – und warum es so oft schiefläuft

Da kommt jemand mit Mitte sechzig, frisch verrentet, die Miete in Deutschland zu teuer, der Frust über „die da oben“ im Gepäck. Bulgarien klang billig. Sonne. Meer.
Man zieht los. Packt alles in ein Auto. Und hofft, dass das neue Leben irgendwie passiert.

Dann:

  • Kein bulgarisches Bankkonto.
  • Keine Anmeldung bei der Krankenkasse.
  • Kein Arzt, weil keine Lichna-Karte.
  • Auto immer noch auf deutsches Kennzeichen.
  • Mietvertrag nur mündlich, „war einfacher“.
  • Nachbarn unfreundlich, weil man laut ist und nie grüßt.
  • Internet fällt aus, aber man ruft nicht an, weil „man ja nix versteht“.
  • Und dann wird geschimpft: „So unorganisiert hier, die Bulgaren können nix.“

In Wahrheit kann der Mensch nur eins nicht: sich anpassen.

Was diese Leute nicht verstehen:

Bulgarien ist nicht kaputt.
Es ist ein Land mit Herz. Mit Ecken. Mit einer klaren Linie: Wenn du dich kümmerst, hilft man dir. Wenn du erwartest, dass man dir den roten Teppich ausrollt – bleib zu Hause.

Du wirst in Bulgarien nicht umsorgt. Aber du wirst auch nicht blockiert.
Du wirst in Ruhe gelassen.
Und genau das ist die große Chance – für die, die Verantwortung übernehmen.

Und jetzt kommt das Wichtigste:

Wenn du diesen Text liest, bist du bereits anders.
Du willst verstehen. Du willst wissen, wie es geht – richtig, legal, stressfrei.
Du willst nicht in Facebookgruppen schreien, sondern in deinem Garten sitzen und das Gefühl haben: Ich hab’s geschafft.

Und dafür ist dieses Buch geschrieben. Nicht für Jammerlappen.
Sondern für Macher.
Für Menschen, die sich vorbereiten. Die sich informieren.
Die Bulgarien lieben, wie es ist – nicht, wie sie es gern hätten.

Alltag auf Bulgarisch – und warum du deinen Wasserzähler besser persönlich kennenlernst

Auswandern klingt romantisch.
„Leben, wo andere Urlaub machen.“
Klingt nach Sonnenuntergang, Grillabend, Meeresrauschen.
Die Realität? Sie beginnt morgens um 7:42 Uhr, wenn der Strom weg ist, weil du nicht wusstest, dass du Prepaid-Strom hast. Oder wenn du auf die Post wartest, die vor drei Tagen gekommen ist – aber du’s halt nicht gemerkt hast, weil sie nicht klingelt.
Wer in Bulgarien wirklich leben will, muss sich mit dem System anfreunden. Und das System ist… speziell. Aber logisch – wenn man es einmal kapiert hat.

Strom – Aufladen statt Rechnung abwarten

Viele Häuser – vor allem außerhalb der Stadt – laufen in Bulgarien auf Prepaid-Strom.
Ja, wie beim Handy.
Du bekommst keinen Stromanschluss mit Dauerauftrag, sondern eine Karte, auf die du dein Guthaben lädst. Klingt komisch? Ist aber genial. Denn du zahlst nur, was du verbrauchst – kein Nachzahlen, kein Schätzen, kein Drama.
Das funktioniert so:

  • Du hast eine digitale Stromanzeige im Haus oder am Zählerkasten

  • Wenn das Guthaben knapp wird, blinkt’s oder piept’s (sehr zuverlässig!)

  • Du gehst zur nächstgelegenen Kasse – z. B. „EasyPay“ oder „FastPay“ –, gibst deine Kundennummer durch, zahlst in bar oder mit Karte, und lädst damit den Zähler wieder auf

Wichtig:
Wenn du’s vergisst, bist du plötzlich im Kerzenscheinmodus. Kein Licht, kein WLAN, kein Kühlschrank. Willkommen im Mittelalter.

Manche Haushalte haben auch klassische Verträge mit Monatsabrechnung – meist in Städten oder Neubauten.
Dann bekommst du jeden Monat eine Rechnung in den Briefkasten oder per SMS – und musst sie selbst bezahlen. Automatische Abbuchung? Gibt’s, aber nur, wenn du’s aktiv einrichtest.
Vergisst du’s? Wird der Strom eben irgendwann abgeschaltet – ohne Vorwarnung. Keine Mahnungen. Kein „letzte Chance“. Nur Dunkelheit.

Wasser – das stille System

Wasser funktioniert ruhiger. Du bekommst monatlich oder zweimonatlich eine Rechnung – entweder in Papierform oder online über das Portal des regionalen Wasserversorgers („ViK“ – ВИК).
Aber Achtung: Auch hier gilt – du bist verantwortlich.
Der Wasserzähler ist oft außen am Grundstück oder im Keller.
Manchmal musst du selbst den Stand ablesen und melden.
Manchmal kommt jemand, der’s für dich tut – unangekündigt, schüchtern, mit Klemmbrett.
Wichtig ist: Bezahlen musst du. Und zwar pünktlich.
Verspätungen bedeuten Strafgebühren – oder im schlimmsten Fall das Abstellen der Versorgung.

Tipp aus der Praxis:
Fotografiere regelmäßig deinen Zählerstand und führe eine eigene Liste. Es erspart Diskussionen.

Müll – hier wird nicht diskutiert, hier wird abgeholt

Müllabfuhr in Bulgarien ist erstaunlich zuverlässig – wenn man weiß, wie sie funktioniert.
Es gibt keine Tonnen mit personalisierten Chips wie in Deutschland. Stattdessen stehen große Container an der Straße – meist in Gruppen:

  • Schwarz: Restmüll

  • Gelb: Plastik

  • Grün: Glas

  • Blau: Papier
    → das ist die Theorie.
    In der Praxis? Da landet vieles einfach im schwarzen Container. Und wenn der voll ist: daneben.
    Mülltrennung ist optional, nicht Pflicht – aber gern gesehen.
    Die Stadt oder Gemeinde entsorgt regelmäßig, ohne dass du persönlich zahlen musst. Die Müllgebühr ist in der Jahresgebühr für dein Haus oder Grundstück enthalten, die du bei der Gemeinde entrichtest.

Internet – schneller als sein Ruf

Bulgarien hat – Überraschung! – eines der schnellsten Internetnetze Europas.
Viele Anbieter liefern Glasfaser bis ins Haus, auch auf dem Land.
Verträge sind günstig und zuverlässig.
Anbieter wie:

  • Vivacom

  • A1

  • Bulsatcom
    bieten Pakete mit bis zu 1000 Mbit/s für unter 30 Leva monatlich (ca. 15 €).
    Meistens brauchst du:

  • eine bulgarische Handynummer

  • deine Lichna-Karte

  • einen gültigen Miet- oder Eigentumsnachweis

Router bekommst du gestellt, Techniker kommt (meist pünktlich) – das Ganze dauert ein paar Tage.
Probleme? Hotline nur auf Bulgarisch. Hier hilft dein bester Freund: der Translator.

Post – Erwartungshaltung bitte runterfahren

Die bulgarische Post funktioniert – aber anders.
Es gibt keine Benachrichtigungskarten. Kein Tracking-Wunder. Keine Paketboxen mit App.
Briefe und Rechnungen werden eingeworfen oder am Tor festgeklemmt.
Pakete kommen mit Kurierdiensten wie Econt, Speedy, DHL, TNT.
Du bekommst eine SMS – auf Bulgarisch – mit Abholcode, Filiale und Zeitfenster.
Es ist einfach, wenn man es einmal verstanden hat.

Aber Achtung:
Nichts liegt ewig herum.
Wer sein Paket nicht abholt, bekommt kein „letzte Erinnerung“, sondern: zurückgeschickt.
Wer ein Haus ohne Briefkasten hat, bekommt seine Post vielleicht nie.

Handy – Dein bester Freund in Bulgarien

Ein Handy mit bulgarischer Nummer ist Pflicht. Ohne geht nichts. Kein Bankkonto, kein Arzttermin, keine Behörde.
Verträge sind billig, Flatrates üblich. Anbieter wie Yettel, A1, Vivacom haben Shops in jeder Stadt.
Du brauchst:

  • Pass oder Lichna-Karte

  • Adresse

  • manchmal einen bulgarischen IBAN

Wichtig:
Lade deine App runter und lerne, dich selbst zu verwalten.
Kündigungen, Vertragswechsel, Datenvolumen – alles läuft online.

Was du sonst noch wissen musst

Der bulgarische Alltag ist nicht schwer. Nur anders.
Man muss sich kümmern. Anrufen. Nachfragen. Wiederkommen.
Niemand läuft dir hinterher.
Aber: Wer sich bemüht, wird ernst genommen – und bekommt (fast) alles, was er braucht.

Wenn du’s richtig machst, bist du selbstständig wie nie zuvor.
Kein Amt, das dich gängelt. Kein Formularwald, der dich lähmt.
Nur du, dein System – und die Frage: Willst du wirklich hier leben?

Haus gesucht, Albtraum gefunden? – Was du wirklich wissen musst, bevor du in Bulgarien kaufst

Es beginnt immer gleich.
Irgendwo in einer Facebook-Gruppe postet jemand ein unscharfes Bild von einem Haus mit schiefem Dach, fünf Katzen auf der Veranda und dem Text:
„Kaufangebot 15.000 €, 2 Zimmer, 3.000 m² Grundstück, alles vorhanden. Strom, Wasser, Nachbarn freundlich. Lohnt sich das?“

Und darunter beginnt die Kakophonie:
– „Sofort kaufen!“
– „Finger weg, alles Betrug!“
– „Ich wohne seit 10 Jahren hier, brauchst nix anmelden!“
– „Bulgarien ist das neue Spanien!“

Willkommen in der größten Lotterie des Balkans: Hauskauf ohne Hirn.

Wer in Bulgarien Eigentum erwerben will, muss das tun, was viele nicht tun wollen: recherchieren, nachdenken und kritisch sein.

Erste Regel: Billig ist selten gut – und nie fertig

Klar, die Preise sind verlockend. Häuser für 15.000 bis 50.000 Euro, oft mit riesigen Grundstücken, ruhig gelegen, Natur pur.
Klingt nach Traum.
Und endet nicht selten mit einem: „Hätte ich das mal vorher gewusst.“

Denn: Was hier wie ein Schnäppchen wirkt, ist oft ein Sanierungsfall mit Folgekosten, die du nicht auf dem Schirm hattest.
Die Dächer sind undicht, die Elektrik stammt aus sozialistischen Zeiten, das Abwasser läuft in eine Grube ohne Namen, und die Fenster schließen nur, wenn du betest.

Das heißt nicht, dass du kein Haus kaufen sollst. Es heißt nur: Schau genau hin.

Was du vor jedem Kauf tun musst – ohne Diskussion:

  1. Lage analysieren.
    Ein schönes Haus bringt nichts, wenn es drei Kilometer von der nächsten Straße entfernt liegt oder der Nachbar täglich betrunken auf dem Hof steht.
    → Gehe hin. Red mit den Leuten. Schau bei Regen.
  2. Grundbuchauszug besorgen.
    → Beim örtlichen Katasteramt prüfen lassen: Wer ist eingetragener Eigentümer? Gibt es Hypotheken, Pfändungen, geteilte Rechte?
  3. Die Nummer mit der „Nachbarin, die für Oma verkauft“ – vergiss es.
    Du kaufst nur vom rechtlich eingetragenen Eigentümer. Punkt.
  4. Einen Notar deines Vertrauens beauftragen – nicht den, den dir der Verkäufer empfiehlt.
    → Du bezahlst ihn. Also soll er für dich arbeiten.
  5. Bauzustand realistisch einschätzen.
    Hol einen bulgarischen Bauunternehmer mit – gegen Bezahlung. Wenn der dir sagt: „Das Fundament ist hohl wie die Rente in Deutschland“ – dann hör auf ihn.

Der Ablauf eines legalen Hauskaufs

Der Kauf eines Hauses in Bulgarien läuft in mehreren Etappen – und alle müssen schriftlich, notariell, legal erfolgen.
Im besten Fall sieht es so aus:

  1. Besichtigung und Vorabklärung (auch mit dem Bürgermeister, wenn’s ein Dorf ist – der weiß oft mehr als jedes Grundbuch)
  2. Vertragsentwurf – vom Notar oder Rechtsanwalt, zweisprachig (Bulgarisch/Deutsch oder Englisch)
  3. Prüfung der Unterlagen – Eigentumsnachweis, Lageplan, Grundbucheintrag, Steuerschulden, Lastenfreiheit
  4. Notartermin – beide Parteien unterschreiben den Kaufvertrag
  5. Eintragung ins Grundbuch – beim Amtsgericht bzw. Katasteramt
  6. Bezahlung – per Banküberweisung, teilweise auch bar (aber Vorsicht bei Summen über 10.000 € – meldepflichtig!)
  7. Übergabe mit Protokoll – am besten dokumentieren, was vorhanden ist

Klingt deutsch? Ist es auch.
Denn Bulgarien kann ganz offiziell und korrekt sein – wenn du es willst.

Kosten beim Kauf – mit Überraschungseffekt

Zum Kaufpreis kommen:

  • Notargebühren (ca. 0,1–1,5 % vom Kaufpreis)
  • Grundbucheintrag (ein paar hundert Lewa)
  • Übersetzungskosten (je nach Vertragslänge)
  • Steuern (2–3 % Grunderwerbssteuer)

Dazu: mögliche Sanierungskosten, Nebenkosten, Gebühren für Stromumschreibung, Wasseranmeldung, Müllgebühr bei der Gemeinde etc.

Unterm Strich:
Wenn du ein Haus für 25.000 Euro kaufst, rechne realistisch mit 30.000–35.000 Euro Gesamtkosten.
Und wenn du’s für 15.000 kaufst – dann wahrscheinlich mit 50.000, bis du es wirklich bewohnbar hast.

Stadt oder Dorf – und warum es einen Unterschied macht

In Städten hast du bessere Infrastruktur, einfacheren Zugang zu Handwerkern, mehr Ärzte, Internet, Schulen, alles.
Aber auch: mehr Bürokratie, strengere Regeln, höhere Preise.

Auf dem Land bekommst du Ruhe, Nachbarschaft, einen Garten, Hähne, Kühe, Ziegen und manchmal Stromausfälle.
Aber auch: wenig Hilfe, kaum Englischkenntnisse, und der nächste Baumarkt ist 40 Minuten entfernt.

Wer auf dem Land leben will, braucht mehr Eigeninitiative und mehr Nerven.
Wer in der Stadt wohnen will, braucht mehr Geld.

Wann ist ein Hauskauf sinnvoll?

  • Du willst bleiben. Nicht auf Probe. Nicht „erstmal schauen“.
  • Du hast Rücklagen – nicht nur für den Kauf, sondern für Notfälle.
  • Du verstehst, dass ein altes Bauernhaus kein Ferienhaus ist.
  • Du bist bereit, Verantwortung zu übernehmen – auch für das, was du noch nicht verstehst.
  • Du liebst Bulgarien – auch dann, wenn das Dach leckt, der Ofen raucht und der Elektriker dich wieder mal vergessen hat.

Wer nur spricht, aber nicht zuhört, bleibt immer fremd – Sprache, Mentalität & der Weg zur echten Integration

Es gibt Menschen, die leben seit zehn Jahren in Bulgarien und können keinen einzigen bulgarischen Satz außer „rakija“ und „evro“.
Sie kaufen beim deutschen Supermarkt ein, lassen sich die Haare von einem Landsmann schneiden, sprechen ausschließlich Deutsch – und wundern sich dann, warum die bulgarischen Nachbarn reserviert bleiben.
Sie sagen: „Die wollen nichts mit uns zu tun haben.“
Was sie nicht sagen: „Ich hab mich nie bemüht.“

Die Sprache – schwer, aber nicht unmöglich

Bulgarisch ist kein Kindergeburtstag.
Die kyrillischen Buchstaben wirken im ersten Moment wie ein Code aus der Raumfahrtabteilung. Und ja – manche Wörter bestehen aus so vielen Konsonanten, dass man sie nur aussprechen kann, wenn man gleichzeitig hustet und niest.

Aber weißt du was? Es geht.
Du musst kein perfektes Bulgarisch sprechen. Aber du musst zeigen: Ich will.
Ein „Dobro utro“ (Guten Morgen) im Laden, ein „Blagodarya“ (Danke) an der Kasse, ein „Lek den“ (Schönen Tag) auf dem Markt – das ist mehr wert als zehn Euro Trinkgeld.

Es geht nicht darum, perfekt zu sein. Es geht darum, Respekt zu zeigen.

Was du brauchst, um klarzukommen:

  • Translator-App (z. B. Google Translate): Funktioniert zuverlässig, wenn du klare Sätze eingibst.
    → Tipp: Einfaches Deutsch verwenden, keine Amtsformulare, keine Ironie.
  • Lern-Apps wie „Mondly“, „LingQ“ oder „uTalk“ mit Fokus auf Bulgarisch
  • YouTube-Videos von Muttersprachlern – super, um Alltagssprache zu hören
  • Und das Wichtigste: keine Angst, Fehler zu machen.

Wenn du im Laden sagst: „Iskam sirene, molya“ („Ich möchte weißen Käse, bitte“), dann lächelt die Verkäuferin.
Sagst du gar nichts, sondern schiebst wortlos den Finger in Richtung Käsetheke, lächelt keiner mehr.

Die bulgarische Mentalität – ruhig, stolz, unaufgeregt

Die Bulgaren sind keine Anbiedrer.
Sie feiern dich nicht, nur weil du da bist. Sie begrüßen dich nicht mit offenen Armen, nur weil du „endlich dem System entkommen bist“.
Aber wenn du dich respektvoll, freundlich und ehrlich verhältst, werden sie dir alles geben, was sie haben – Vertrauen, Hilfe, Kaffee, Werkzeug, Hausgemachtes.

Sie lieben:

  • Ehrlichkeit ohne Drama
  • Selbstständigkeit ohne Angeberei
  • Gemeinschaft ohne Aufdringlichkeit

Und sie hassen:

  • Arroganz
  • Besserwisserei
  • Gejammer

Wer hier ankommt und gleich erzählt, wie viel besser in Deutschland alles sei – der hat schon verloren.

Wie man wirklich Teil des Ganzen wird

Integration beginnt nicht beim Amt, sondern auf der Straße.

  • Sag Guten Tag, wenn du am Zaun vorbeigehst.

  • Nimm dir Zeit für ein „Kak si?“ – Wie geht’s dir?

  • Kaufe beim kleinen Laden im Dorf, auch wenn’s einen Lewa teurer ist.

  • Frag, wenn du etwas nicht verstehst – nicht meckern.

  • Hilf, wenn du siehst, dass Hilfe gebraucht wird – auch ohne Sprache.

Du wirst sehen: Nachbarn, die dich erst skeptisch beobachteten, winken irgendwann. Dann reden sie. Dann laden sie dich ein.
Und plötzlich bist du nicht mehr der Deutsche, sondern „der mit dem SUV und dem netten Hund“ oder „die mit dem guten Apfelkuchen“ oder „der, der immer grüßt“.

Und was du dir sparen kannst:

  • Sätze wie: „In Deutschland wäre das so nicht möglich.“
  • Diskussionen über Politik (es sei denn, du hast gute Nerven)
  • Lautes Fluchen im Supermarkt, weil die Schlange nicht vorankommt
  • „Tipps“, wie Bulgarien sich verbessern könnte – ungelogen: es interessiert niemanden.

Wer sich anpassen kann, ohne sich zu verbiegen, wird angenommen.
Wer meint, sich selbst zum Maßstab zu machen, bleibt Außenseiter – in jeder Sprache.

Ein persönlicher Satz zum Schluss

Du musst Bulgarien nicht perfekt verstehen, um hier zu leben.
Aber du musst bereit sein, dich einzulassen.
Auf eine andere Denkweise. Auf eine andere Taktung.
Auf Menschen, die stiller sind – aber oft viel wärmer.
Wer das schafft, lebt hier nicht nur – er gehört dazu.

Wenn du’s nicht sicherst, verlierst du’s – Versicherungen, Steuern & Eigentum auf bulgarisch

Wer glaubt, Bulgarien sei ein rechtlicher Abenteuerspielplatz, in dem man einfach irgendwas kauft, nie etwas anmeldet und im Ernstfall mit einem Schulterzucken davonkommt – der sollte besser auswandern in einen Parallelstaat namens Facebook-Realität.
In der echten Welt hat Bulgarien nämlich Gesetze. Strikte, klare, teilweise sogar strenger als in Deutschland. Sie werden nur nicht überall kontrolliert – bis du auffällst. Dann aber richtig.

Versicherungen – wer clever ist, sichert sich ab

Bulgarien hat keine Pflicht für Hausratversicherung, Haftpflicht oder Rechtsschutz.
Das heißt aber nicht, dass du keine brauchst. Es heißt nur: Niemand wird dich daran erinnern.

Was du als Auswanderer definitiv absichern solltest:

  1. Haus- und Gebäudeversicherung
    → Deckt Brandschäden, Wasserschäden, Naturereignisse
    → Wichtig bei älteren Häusern – viele Dächer sind zwar schön, aber bei Sturm so zuverlässig wie ein Facebook-Kommentar
  2. Privathaftpflichtversicherung
    → Nicht Pflicht, aber extrem sinnvoll
    → Wenn dein Hund die Hühner vom Nachbarn jagt, kannst du mit 20 Lewa Entschuldigung nicht viel anfangen
  3. Kfz-Versicherung (Pflicht)
    → Mindestens Haftpflicht, abgeschlossen in Bulgarien
    → Anbieter wie DZI, Armeec, Bulstrad – Preise teils günstiger als in Deutschland, aber auch variabler
  4. Zusatz-Krankenversicherung
    → Für Behandlungen, die über das gesetzlich Abgedeckte hinausgehen: Zahnersatz, private Kliniken, Spezialisten
    → Kostenpunkt: ab ca. 10–20 € im Monat, je nach Tarif und Alter

Merksatz: In Bulgarien sichert man sich nicht aus Angst, sondern aus gesundem Verstand. Denn wer nichts hat, hat nichts zu verlieren – aber auch nichts mehr, wenn’s mal kracht.

Steuern – Bulgarien ist kein Steuerparadies für Dumme

Klar, die Einkommensteuer liegt bei pauschalen 10 %. Das klingt traumhaft.
Aber: Es gibt Regeln. Und wer glaubt, er könne in Deutschland alles kassieren und in Bulgarien einfach „unter dem Radar“ leben, sollte mal nach dem Wort „Doppelbesteuerungsabkommen“ googeln.
Denn:

  • Rentner mit Wohnsitz in Bulgarien müssen ihre Rente in Deutschland versteuern – aber sie müssen dem bulgarischen Finanzamt nachweisen, dass sie das tun.
  • Unternehmer, die in Bulgarien leben, aber Einnahmen aus Deutschland haben, müssen klar erklären, wo sie wie versteuern.

Es gibt ein EU-Meldesystem. Und auch wenn Bulgarien nicht immer als digitaler Vorreiter gilt – bei Geld hört der Balkan auf zu träumen.

Grundsteuer & Hausabgaben – still, aber zuverlässig

Wer eine Immobilie besitzt, zahlt:

  1. Grundsteuer – jährlich, je nach Lage und Objektgröße
  2. Müllgebühr – separat, bei der Gemeinde fällig
  3. Evtl. Infrastrukturabgaben (in Neubaugebieten)

Die Summen sind meist gering – oft unter 100 € im Jahr. Aber: Zahlst du nicht, wird’s teuer.
Keine Mahnungen. Kein freundlicher Hinweis. Irgendwann steht dein Name auf der Liste – und dann gibt’s Probleme beim Verkauf, bei Genehmigungen, bei allem.
Also: Einmal pro Jahr zur Gemeinde. Zahlen. Ruhe haben.

Eigentum – Besitz allein reicht nicht

Du hast ein Haus gekauft? Glückwunsch.
Aber bist du auch im Grundbuch eingetragen?
Gibt es Überschneidungen im Katasterplan?
Ist das Grundstück vollständig erschlossen?

Viele Häuser – besonders auf dem Land – stehen auf Grundstücken mit unklarer Besitzhistorie.
Manchmal gibt es Erben, die nichts wissen. Manchmal liegt ein Teil des Gartens auf Gemeindegrund.
Oder du hast eine Hütte gekauft – aber das Wasser läuft über ein Rohr vom Nachbarn, mit mündlicher Duldung aus dem Jahr 1983.

Tipp:
Lass alles prüfen. Und lass alles eintragen.
Nicht beim Makler, nicht beim Nachbarn – sondern beim Katasteramt und beim Notar.

Und was passiert, wenn du stirbst?

Tja.
Wenn du in Bulgarien stirbst, ohne Testament und ohne klare Besitzverhältnisse, endet dein Traumhaus sehr schnell im bulgarischen Erbrechtsdschungel.

Deutsche Testamente gelten in Bulgarien – aber nur mit Übersetzung und Apostille.
Du kannst auch ein bulgarisches Testament machen, direkt beim Notar.
Und: Wenn du als Paar ein Haus besitzt, klärt vorher, wem was gehört.

Denn sonst endet das schönste Dorfleben in einem Papierkrieg – auf Bulgarisch.

Bulgarien ist kein rechtsfreier Raum. Sondern ein Land mit klaren Regeln – für die, die sie kennen

Wer vorbereitet ist, kann hier frei, sicher und entspannt leben.
Wer denkt, alles sei „eh nicht so wichtig“, lebt auf geliehenem Boden.
Und wer sich nicht kümmert, wird irgendwann sehr bulgarisch lernen, was es heißt, wenn es keinen Rückruf, keine Mahnung und keine zweite Chance gibt.

Wer klug ist, liest dieses Buch.
Und kümmert sich bevor der erste Zettel im Briefkasten landet – nicht danach.

Die 10 größten Irrtümer beim Auswandern – und warum sie dich alles kosten können

Wer einmal durch die Kommentarspalten in Facebook-Auswanderergruppen scrollt, könnte glauben, Bulgarien sei das neue Schlaraffenland.
Alles billig, alles einfach, alles ohne Regeln.
Und jeder, der etwas anderes behauptet, ist entweder „neidisch“, „von der Regierung gekauft“ oder „hat keine Ahnung, wie das hier läuft“.

Die Wahrheit? Ein Cocktail aus Selbstüberschätzung, Halbwissen und Denkfaulheit – garniert mit einer extra Scheibe Realitätsverlust.

Hier sind die 10 Irrtümer, die dir den Traum vom Leben in Bulgarien schneller zerschießen können als ein Stromausfall ohne Taschenlampe.

1. „Hier ist alles billiger.“

Ja. Auf dem Papier.
Aber:

  • Du brauchst ein Auto. Ohne bist du aufgeschmissen.

  • Du zahlst vieles sofort – nicht in Raten.

  • Handwerker? Günstig, aber langsam. Oder schnell, aber teuer.

Wer glaubt, mit 800 Euro im Monat in einem Eigenheim, mit Auto, Haustier, Heizung, Internet, Reparaturen und Lebensfreude durchzukommen, lebt im Märchen.

2. „Die Behörden interessieren sich nicht für mich.“

Doch. Aber nur, wenn du ihnen auffällst.
Und das tust du spätestens dann, wenn du etwas brauchst:

  • eine Lichna-Karte

  • einen Arzt

  • eine Auto-Ummeldung

  • einen Eigentumsnachweis

Bulgarien funktioniert nach dem Prinzip: Lass sie machen – aber wehe, sie machen’s falsch.

3. „Ich brauch die Sprache nicht. Die verstehen eh alle Deutsch oder Englisch.“

Ja, in Bansko. Im Winter. Im Hotel.
Ansonsten: Falsch.
Du willst ein Paket abholen? Du brauchst Bulgarisch.
Du willst deinen Wasservertrag ändern? Du brauchst Bulgarisch.
Du willst wissen, warum plötzlich zwei Hunde vor deinem Tor stehen? Du brauchst Bulgarisch.

Wer sich nicht bemüht, bleibt außen vor.
Sprachlich. Sozial. Mental.

4. „Ich kauf einfach ein Haus für 15.000 €, der Rest kommt schon.“

Nein.
Der Rest kommt nicht.
Sondern:

  • kaputte Dächer

  • kein Wasseranschluss

  • Stromleitung, die über Nachbars Grundstück läuft

  • Dokumente, die fehlen

  • Wände, die feucht sind

Du kaufst kein Haus. Du kaufst ein Projekt. Und entweder du rechnest damit – oder du zahlst doppelt.

5. „Rente auf Konto, Leben im Süden. Was soll da schiefgehen?“

Viel.

  • Doppelbesteuerung, wenn du’s nicht meldest

  • Rentenkürzungen bei falschem Lebensmittelpunkt

  • Krankenkassenprobleme ohne S1

Bulgarien ist EU. Aber nicht Deutschland.
Die Systeme reden miteinander. Früher oder später.

6. „Facebookgruppen helfen weiter.“

Vielleicht.
Aber meist nur dabei, dich zu verwirren, zu demoralisieren oder in die nächste rechtliche Grauzone zu schubsen.

Der beste Rat: Benutze sie zur Unterhaltung, nicht zur Lebensplanung.

7. „Ich meld mein Auto erst um, wenn’s auffällt.“

Und das wird es.
Spätestens bei einer Kontrolle, einem Unfall oder beim Versuch, eine Versicherung zu verlängern.

Bulgarien lässt dir Zeit – aber keine Gnade, wenn du auffliegst.

8. „Die Bulgaren sind wie wir – nur mit Akzent.“

Nein.
Die Bulgaren sind anders.

  • Direkter.

  • Praktischer.

  • Respektvoller im echten Kontakt, aber reservierter im Anfang.

Sie prüfen dich. Nicht weil sie dich hassen, sondern weil sie wissen wollen, ob du bleibst – oder nur verbrauchst.

9. „Das mit den Versicherungen mach ich später.“

Und dann kommt:

  • Wasserschaden

  • Unfall mit Personenschaden

  • Einbruch

  • Rechtsstreit mit dem Nachbarn

Und du wünschst dir, du hättest mal 40 Lewa im Monat für Haus & Haftpflicht investiert.

10. „Ich bin jetzt frei, ich mach, was ich will.“

Schön.
Aber auch in Bulgarien gibt’s Regeln.
Die werden dir nicht sofort um die Ohren gehauen – aber sie existieren.
Und wenn du glaubst, Freiheit heißt „Regellosigkeit“, dann wirst du dich bald wundern, wie schnell die Dinge kippen können.

Fazit: Wer denkt, Auswandern sei wie ein Urlaub mit Dauerverlängerung, wird scheitern. Wer es vorbereitet wie einen Neustart – der wird hier leben.

Bulgarien ist ein großartiges Land.
Für die, die es respektieren.
Für die, die bereit sind, sich einzulassen.
Für die, die nicht träumen, sondern handeln – mit Verstand, Gefühl und einer ordentlichen Portion Demut.

Und wenn du dieses Kapitel gelesen hast und denkst:
„Genau deswegen mach ich’s anders“ – dann bist du bereit.

Dazugehören heißt nicht nur wohnen – Daueraufenthalt, Staatsbürgerschaft & dein rechtlicher Status in Bulgarien

Als EU-Bürger darfst du nach Bulgarien kommen. Du darfst hier leben, reisen, atmen, Kaffee trinken, Rakija probieren, Häuser kaufen.
Aber: Wer bleiben will, braucht mehr als nur ein gutes Gefühl.
Du brauchst Rechtssicherheit. Und die beginnt nicht bei Facebook, sondern beim Gesetz.

Freizügigkeit – was dir als EU-Bürger wirklich zusteht

Die EU garantiert dir:

  • Recht auf Einreise ohne Visum

  • Aufenthalt bis zu 90 Tagen ohne weitere Anmeldung

  • Niederlassung, wenn du bestimmte Voraussetzungen erfüllst:

    • Erwerbstätigkeit (Job, Selbständigkeit, Fernarbeit mit nachgewiesenem Einkommen)

    • ausreichende Mittel zur Existenzsicherung (z. B. Rente, Vermögen)

    • Krankenversicherungsschutz

Bulgarien sagt dazu ganz klar:
Du darfst bleiben. Aber wir wollen wissen, dass du dich versorgen kannst – und dass du weißt, wo du wohnst.

Der erste Schritt: Aufenthaltserlaubnis und Lichna-Karte

Haben wir schon behandelt – aber hier nochmal kurz der Ablauf, für den Gesamtüberblick:

  1. Nach spätestens 3 Monaten Aufenthalt:
    → Meldung beim Migrationsamt deines Bezirks
  2. Voraussetzungen:
    • gültiger Pass oder Personalausweis
    • Nachweis über Wohnsitz (Mietvertrag, Eigentum, notariell beglaubigt)
    • Krankenversicherung (S1 oder privat)
    • Finanzielle Mittel (z. B. Rentenbescheid)
  3. Ergebnis: Bescheid über dein Aufenthaltsrecht („Certificate of Residence“)
  4. Mit diesem Bescheid → zur Polizei → Beantragung der Lichna-Karte

Diese Karte ist kein Ausweis, sondern ein Nachweis über deinen legalen Status in Bulgarien als EU-Bürger.

Gültigkeit: in der Regel 5 Jahre, danach Verlängerung möglich.

Und was ist mit dem Daueraufenthalt?

Nach 5 Jahren ununterbrochenem legalen Aufenthalt kannst du den Status „dauerhafter Aufenthalt“ beantragen.

Voraussetzungen:

  • Mindestens 5 Jahre durchgängig gemeldet
  • Kein längerfristiger Aufenthalt außerhalb Bulgariens (max. 6 Monate/Jahr)
  • Keine schwerwiegenden Straftaten
  • Nachweis über ausreichende Mittel und Krankenversicherung

Du bekommst dann eine dauerhafte Aufenthaltsbescheinigung und eine neue Lichna-Karte, die unbegrenzt verlängert werden kann.
Das gibt dir mehr Sicherheit z. B. bei:

  • Bankgeschäften
  • Eigentumserwerb
  • Aufenthalten außerhalb Bulgariens
  • Beantragung weiterer Dokumente

Bulgarische Staatsbürgerschaft – geht das überhaupt?

Ja – aber es ist ein weiter, bürokratischer Weg.
Grundsätzlich gilt:

  • Nach 5 Jahren Daueraufenthalt kannst du einen Antrag stellen

  • Nach 10 Jahren durchgängigem Aufenthalt mit Lichna-Karte steigt die Chance

Aber:

  • Du musst in der Regel die bulgarische Sprache beherrschen
  • Du musst integriert sein – nachweisbar über Arbeit, Steuererklärungen, Engagement etc.
  • Die Doppelstaatsbürgerschaft ist möglich, aber nicht garantiert

Warum das jemand tun sollte?

  • Wenn du langfristig komplett in Bulgarien leben willst
  • Wenn du politische Rechte (z. B. Kommunalwahlen) ausüben willst
  • Wenn du unabhängig von deutschen Regelungen leben willst

Was du unbedingt vermeiden solltest

  • Nicht anmelden und hoffen, dass es schon niemand merkt
  • Lichna-Karte beantragen und dann alles schleifen lassen
  • Steuerliche Fragen ignorieren
  • Immer nur „Urlaubsaufenthalt“ vorspielen, obwohl man seit Jahren hier lebt

Bulgarien ist freundlich – aber nicht naiv.
Und die EU vernetzt sich. Spätestens bei Bankbewegungen, Steuerdaten oder Rentenprüfungen wird’s sichtbar.

Fazit: Du darfst hier leben. Aber wenn du dazugehören willst, musst du es auch wollen.

Das System funktioniert. Es ist nicht perfekt. Aber es funktioniert, wenn man sich kümmert.
Und wer sich klar positioniert – mit Adresse, Versicherung, Karte, Konto, Steuer und Sprache – wird nicht als Fremder behandelt, sondern als einer, der angekommen ist.

Abschlusskapitel: Bulgarien wartet nicht auf dich – aber es lässt dich rein, wenn du es ernst meinst

Dies ist kein Urlaubsbuch.
Kein „Leben leicht gemacht“-Prospekt.
Und ganz sicher kein Aussteiger-Märchen.

Was du hier gelesen hast, war die Wahrheit. Oder zumindest so nah dran, wie es ein Mensch schreiben kann, der nicht verkauft, sondern erzählt.

Wenn du bis hierhin gelesen hast, dann gehörst du nicht zu denen, die „vielleicht mal irgendwann auch auswandern möchten, aber erstmal schauen müssen, wie das mit dem Hund ist“.

Du gehörst zu denen, die wissen wollen, wie es wirklich ist.
Die bereit sind, zu lernen. Zu prüfen. Zu organisieren.
Die Bulgarien nicht als Flucht sehen, sondern als Ziel.

Und genau deshalb hast du die besten Chancen, dass es klappt.

Ein neues Leben braucht keine Garantie – es braucht dich

Bulgarien ist kein Wunderland. Es ist rau, echt, eigen.
Und ja – es ist wunderschön.
Aber nur für die, die bereit sind, es zu lieben, wie es ist.

Nicht für die, die es ändern wollen.
Nicht für die, die jammern, weil es hier nicht so ist wie „zu Hause“.

Bulgarien ist dein Zuhause – wenn du aufhörst, es mit Deutschland zu vergleichen.

Wenn du bereit bist:

  • Fehler zu machen und daraus zu lernen
  • Hilfe zu brauchen und sie anzunehmen
  • Freundschaften aufzubauen, nicht nur Mietverträge
  • Respekt zu zeigen, nicht Rechthaberei
  • Und wenn du begriffen hast, dass dein Handy-Translator dein wichtigstes Werkzeug ist, bis du selbst ein bisschen Bulgarisch kannst

Dann hast du alles, was du brauchst.

Für den Anfang – drei ehrliche Sätze, die dir mehr helfen als 100 Ratschläge

  1. Du bist willkommen – wenn du dich benimmst.
  2. Du wirst Fehler machen – wenn du lernst, ist das okay.
  3. Du wirst nie wieder ganz zurückkönnen – also mach es richtig.

Zum Schluss: Warum dieses Buch geschrieben wurde

Weil es Zeit war, mit dem Facebook-Quatsch aufzuräumen.
Weil zu viele Menschen nach Bulgarien kommen mit einer Vorstellung, die mit der Realität nichts zu tun hat.
Und weil zu viele andere, die es schaffen könnten, sich nicht trauen, weil sie keine ehrliche Quelle finden.

Dieses Buch ist ein Werkzeug.
Kein Allheilmittel. Kein Heilsversprechen.
Aber ein echter Kompass.
Und wenn du ihn richtig benutzt, wirst du deinen Weg finden.

Ein letzter Gedanke

Vielleicht liest du dieses Buch im kalten Deutschland. Oder auf deinem Balkon irgendwo in Bulgarien, zwischen halb gepackten Kisten und nervigen Nachbarn.
Vielleicht stehst du kurz davor, loszufahren. Vielleicht bist du schon da.

Aber egal wo du bist:
Wenn du es wirklich willst, wenn du vorbereitet bist, wenn du bereit bist, nicht alles, aber vieles anders zu machen – dann kannst du hier leben.
Gut leben.
Ruhig leben.
Menschlich leben.

Und vielleicht – nur vielleicht – wirst du irgendwann einem Neuankömmling gegenüberstehen und sagen:
„Ich hab’s gemacht. Und ich würd’s wieder tun.“

 

© 2025 Bernd Lange · Alle Rechte vorbehalten.

🔔 Verpasse keinen Beitrag!


Mit der Anmeldung akzeptierst du unsere Datenschutzerklärung.

Der Autor

Copyright © WebWerk Bulgarien. Alle Rechte vorbehalten.
Zurück