Sie ging dahin, wo andere weggehen

Im Frühjahr 2021 hat sie etwas getan, wovon viele nur reden, sie hat ihr altes Leben in Deutschland hinter sich gelassen und ist mit ihrer Tochter nach Bulgarien ausgewandert. Nicht ans Meer, wo es bequem ist und der Tourismus boomt, sondern dorthin, wo das Land leerer wird. In den Norden, nahe Nikopol an der Donau, an die Grenze zu Rumänien. Dorthin, wo das Herz des Landes noch schlägt, aber leise.

Was sie dort gefunden hat, war mehr als nur eine schöne Landschaft, es war eine andere Welt. Eine, in der Schakale, Schildkröten, Wölfe und Dachse sich den Lebensraum teilen. Eine Natur, die sich nicht aufdrängt, aber einem den Atem rauben kann, wenn man hinsieht. Wälder, Höhlen, Inseln. Kein Instagram-Bulgarenkitsch, sondern echtes, ungeschminktes Leben.

Doch sie hat nicht nur hingesehen, sie hat gehandelt, wo andere Abbruch sehen, sieht sie Anfang. Verlassene Häuser, leere Straßen, verfallene Dächer, sie hat beschlossen, genau hier ihre Arbeit zu tun, als Maklerin in einem Landstrich, der sich nicht mehr verkauft. Sie vermittelt nicht nur Immobilien, sie kämpft für eine Region, die vergessen wurde.

Heute ist sie in mehreren Bezirken Bulgariens aktiv. Mit Partnern vor Ort, mit offenen Augen und einem klaren Ziel, Häuser retten, Leben zurückbringen, dem Land etwas zurückgeben das es verdient hat, Würde.

Das macht sie zu einem meiner Kernmenschen, nicht weil sie laut ist, sondern weil sie bleibt wo andere gehen und weil sie sich nicht fragt, was ein Ort für sie tun kann, sondern was sie für ihn tun kann.