
Cyberangriffe – Wie Cyberangriffe unsere Welt im Innersten bedrohen
Wir leben in einer Zeit, in der der Krieg nicht mehr aus Panzern, Bomben und Schützengräben besteht, sondern aus unsichtbaren Strömen von Daten, Befehlen und Angriffen, die durch Kabel und Netzwerke rasen. Cyberangriffe sind längst kein Szenario mehr für Hollywoodfilme oder düstere Expertenrunden, sondern Realität. Flughäfen stehen still, Krankenhäuser müssen Operationen verschieben, Stromnetze flackern. Das Schlachtfeld ist nicht mehr weit entfernt, sondern direkt vor unserer Haustür, eingebaut in jedes Gerät, jede Leitung, jeden Server.
Das eigentlich Bedrohliche daran ist die Unsichtbarkeit, ein Angriff mit Raketen ist für alle erkennbar. Explosionen, Rauch, Zerstörung, die Gewalt ist sichtbar und zwingt zur Reaktion. Ein Cyberangriff dagegen kann im Verborgenen stattfinden, unbemerkt von der Öffentlichkeit, manchmal sogar unbemerkt von den Betroffenen selbst. Wer heute in einer westlichen Hauptstadt lebt, kann sich nicht sicher sein, ob die Ampeln, das Trinkwasser oder die Bankautomaten nicht längst infiltriert sind. Der Feind steht nicht mehr vor den Toren, er sitzt schon im System.
Beispiele dafür gibt es genug, 2017 legte die Schadsoftware WannaCry binnen Stunden Krankenhäuser in Großbritannien lahm, Patienten mussten abgewiesen, Operationen verschoben werden. Der Angriff kam nicht mit Bomben, sondern mit einem Stück Code und war doch lebensgefährlich. Im gleichen Jahr zeigte NotPetya, wie Cyberkriege ganze Volkswirtschaften lähmen können. Der Virus, der ursprünglich gegen die Ukraine gerichtet war, breitete sich unkontrolliert aus, traf Konzerne wie Maersk, FedEx und Merck und verursachte Schäden in Milliardenhöhe.
Noch perfider war der Fall SolarWinds im Jahr 2020, hier wurde eine Software manipuliert, die weltweit in Behörden und Unternehmen genutzt wurde. Über Monate hatten die Angreifer Zugriff auf sensible Systeme, ohne entdeckt zu werden. Es war kein Blitzschlag, sondern ein schleichendes Gift und es zeigte, dass kein Staat, keine Institution sicher ist, wenn selbst die Wächter des Systems kompromittiert werden.
Deutschland blieb ebenfalls nicht verschont. Angriffe auf den Bundestag, auf Universitäten und zuletzt auf kritische Infrastrukturen wie Energieversorger zeigten, dass auch hier niemand geschützt ist. Wenn in Berlin Ampelanlagen ausfallen, wenn Behörden lahmgelegt sind, dann sind das keine harmlosen Computerprobleme, es sind Angriffe auf das Herz der Gesellschaft.
Die Schwäche des Westens liegt dabei in seiner eigenen Stärke, unsere Gesellschaft ist digitalisiert, vernetzt, abhängig von der reibungslosen Funktion von Netzwerken. Was uns produktiv, effizient und modern macht, ist gleichzeitig unsere Achillesferse. Ein Stromausfall in einer modernen Großstadt bedeutet heute nicht nur Dunkelheit, sondern Stillstand, kein Verkehr, kein Handel, keine Kommunikation. Binnen Stunden verwandelt sich die hochgepriesene Zivilisation in ein Chaos aus Panik, Stillstand und Verunsicherung.
Und doch behandeln Politik und Öffentlichkeit dieses Thema wie ein Randphänomen. Es wird diskutiert, man gibt Berichte in Auftrag, man stellt irgendwann ein paar IT-Experten ein und glaubt, das Problem sei damit gelöst. Aber die Wahrheit ist, Cyberangriffe sind kein technisches Problem, sondern ein strukturelles. Sie zeigen, dass unsere gesamte Gesellschaft auf Systemen basiert, die wir weder verstehen noch beherrschen. Jeder Angriff ist ein Testlauf, der zeigt, wie verletzlich wir sind und die Angreifer lernen mit jedem Versuch dazu.
Die große Gefahr ist nicht der große Knall, sondern das ständige Tropfen. Daten werden gestohlen, Informationen manipuliert, Vertrauen untergraben. Wenn niemand mehr sicher sein kann, ob eine Nachricht echt ist, ob eine Behörde ihre Daten im Griff hat, ob ein Wahlergebnis unangetastet bleibt, dann bricht das Fundament zusammen, auf dem Demokratien stehen.
Die unsichtbaren Kriege sind längst Realität. Nur weil man sie nicht jeden Tag in den Nachrichten sieht, bedeutet das nicht, dass sie nicht geführt werden. Im Gegenteil, sie sind umso gefährlicher, weil sie im Dunkeln toben. Die Frage ist nicht, ob der nächste große Cyberangriff kommt, sondern wann und ob wir dann noch in der Lage sind, uns dagegen zu wehren.