6. Oktober 2025
117 jahre

117 Jahre bulgarische Unabhängigkeit – ein Tag der Erinnerung und der Mahnung

Am 22. September 1908 wurde in der historischen Hauptstadt Veliko Tarnovo ein Kapitel aufgeschlagen, das bis heute das Selbstverständnis Bulgariens prägt. In den Mauern der alten Zarenstadt erklärte Fürst Ferdinand I. die vollständige Loslösung von der osmanischen Oberherrschaft. Damit wurde Bulgarien nicht nur formal souverän, sondern auch in die Reihe der freien europäischen Staaten aufgenommen. Es war ein Akt von ungeheurer Symbolkraft, ein Moment, in dem ein jahrhundertelang unterdrücktes Volk den Mut fand, sein Schicksal in die eigene Hand zu nehmen.

117 Jahre sind seit diesem Tag vergangen. Die Erinnerung daran ist nicht nur ein nostalgischer Blick zurück, sondern auch ein Prüfstein der Gegenwart, denn Unabhängigkeit ist nie ein Geschenk, sondern das Ergebnis von Entschlossenheit, Mut und dem Willen zur Selbstbehauptung. Sie ist keine Selbstverständlichkeit, sondern muss immer wieder verteidigt, gefestigt und mit Leben gefüllt werden.

Bulgarien steht heute wie damals zwischen großen Kräften. Damals waren es die Imperien der Zeit, heute sind es geopolitische Interessen, ökonomische Abhängigkeiten und politische Zwänge. Die Frage, wie weit die eigene Souveränität reicht, ist aktueller denn je. Der 22. September erinnert daran, dass nationale Unabhängigkeit mehr ist als eine Formalität in Verträgen. Sie zeigt sich darin, ob ein Land fähig ist, seinen eigenen Weg zu gehen, seine Kultur zu bewahren und seine Entscheidungen nicht fremden Mächten zu überlassen.

Die Feierlichkeiten in Veliko Tarnovo, Sofia und vielen anderen Städten sind daher nicht nur eine Verbeugung vor der Vergangenheit, sondern ein Spiegel der Gegenwart. Sie zeigen, dass ein Volk sich seiner Geschichte bewusst ist und aus ihr Kraft schöpfen kann. Aber sie mahnen auch, dass Unabhängigkeit Verantwortung bedeutet, für Rechtsstaatlichkeit, für Demokratie, für das Wohl der eigenen Bürger.

117 Jahre bulgarische Unabhängigkeit, das ist Grund zum Stolz, aber auch Anlass zur Selbstprüfung. Die eigentliche Frage lautet, wie souverän ist Bulgarien heute wirklich? Die Antwort darauf wird nicht allein in den Feierreden liegen, sondern in der Art, wie das Land mit den Herausforderungen der Gegenwart umgeht.

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