6. Oktober 2025
Gps panne

Von der Leyens Flug: Neun Minuten Verspätung – eine Stunde ist Lüge

Vorwort

Wir leben in einer Zeit, in der das System und die von ihm gefütterte Pressegläubigkeit einen Großteil der Menschen geistig entwaffnet hat. Hinterfragen? Fehlanzeige. Eigene Recherche? Unvorstellbar. Stattdessen wird jede noch so plumpe Schlagzeile geschluckt, solange sie ins gewohnte Weltbild passt. Wer es wagt, genauer hinzusehen, wer auch mal in ausländische Quellen schaut oder schlicht die Rohdaten überprüft, wird reflexartig in Schubladen gesteckt. „Putintroll“, „AfDler“ oder sonst irgendein Totschlag-Etikett, das von Argumenten entbindet.

Bevor mir genau das unterstellt wird, stelle ich klar, auch ich kann mit gründlicher Recherche auf Unwahrheiten hereinfallen. In einer Welt, in der Informationen manipuliert, gefiltert und zensiert werden, gibt es keine absolute Wahrheitssicherheit mehr. Aber der entscheidende Unterschied ist, ich versuche es wenigstens. Ich lese nicht nur brav, was mir in der heimischen Medienblase serviert wird. Ich prüfe, vergleiche, lege offen, auch wenn es unbequem ist.

Dieser Beitrag ist kein Plädoyer für Russland, keine billige Parteipropaganda und keine Einladung an Ideologen. Er ist der Versuch, ein Stück Wahrheit aus einem Meer aus Übertreibungen, Weglassungen und bewussten Falschdarstellungen herauszuziehen. Wer das nicht erträgt, darf sich gern weiter an die Schlagzeilen klammern, die ihm das Denken abnehmen. Wer aber wissen will, wie Realität und Mediennarrativ auseinanderlaufen, der sollte weiterlesen.

Der angebliche Skandalflug von Ursula von der Leyen nach Plowdiw ist ein Paradebeispiel dafür, wie aus einem kleinen technischen Vorfall eine große Medienschlagzeile wird und wie dabei Fakten verdreht oder schlicht erfunden werden.

Beginnen wir mit dem, was sich belegen lässt. Die bulgarische Flugsicherung bestätigte gegenüber Reuters, dass die Maschine der EU-Kommissionspräsidentin beim Anflug auf Plowdiw die GPS-Navigation verlor. Die Crew wechselte deshalb auf ein klassisches, bodengestütztes Verfahren, das Flugzeug landete sicher und ohne Zwischenfälle (Reuters, 31.08.2025). Damit ist klar, ein GPS-Problem im Endanflug gab es, aber nicht mehr.

Ganz anders las es sich jedoch in der internationalen Presse. Die Financial Times berichtete, der Jet habe „eine Stunde über Plowdiw kreisen müssen“ und sei schließlich „mit Hilfe von Papierkarten“ gelandet, weil die gesamte Region „GPS-dunkel“ gewesen sei (Financial Times, 01.09.2025, Paywall). Diese Formulierung wurde anschließend nahezu wortgleich von Guardian, Independent und zahlreichen Aggregatoren weitergetragen, ein Lehrbuchfall journalistischer Abschreiberei. Belege für die angebliche Stunde in der Warteschleife lieferte jedoch keiner dieser Berichte.

Hier kommt Flightradar24 ins Spiel, die einzige unabhängige Instanz, die Flugspuren in Echtzeit dokumentiert. Das Unternehmen widersprach den Medienberichten direkt. In einem öffentlichen Statement heißt es: „The flight was scheduled for 1:48 and lasted 1:57, nine minutes longer, not one hour. The aircraft’s transponder reported good GPS signal quality throughout the flight.“ (Flightradar24, via TASS gespiegelt). Mit anderen Worten, der Flug dauerte neun Minuten länger als geplant, nicht sechzig, und das übertragene GPS-Signal war stabil.

Wie passt das zusammen? Die Erklärung liegt in der Technik. Flightradar24 bewertet anhand der ADS-B-Daten die sogenannte Navigationsintegrität (NIC), also die Qualität der vom Transponder ausgesendeten Positionsdaten. Dass diese stabil waren, bedeutet lediglich, für das Tracking gab es keine Auffälligkeiten. Im Cockpit können trotzdem einzelne GPS-abhängige Verfahren ausfallen. In modernen Businessjets wie der eingesetzten Dassault Falcon 900LX greifen Piloten dann auf bodengebundene Systeme wie ILS oder DME zurück, genau das, was die bulgarischen Behörden schilderten. ADS-B-Daten und Cockpit-Navigation sind zwei verschiedene Welten (Flightradar24 Blog – GNSS Interference).

Bleibt die Frage nach der „Stunde kreisen“. Wer die Flugspur abruft, sieht sofort, kein endloses Holding, keine Schleifen über Plowdiw. Neun Minuten Verzögerung sind dokumentiert, nicht sechzig. Wahrscheinlich entstand die „Stunden“-Story aus einer unpräzisen Formulierung („eine Stunde länger als geplant“) oder aus dem Drang nach Dramatik. Einmal im Umlauf, wurde sie von Redaktion zu Redaktion weitergereicht, bis sie zur „Wahrheit“ wurde.

Der eigentliche Kern der Geschichte geht dabei unter. GPS-Störungen über Osteuropa sind real, sie werden seit Monaten dokumentiert, Flightradar24 selbst betreibt eine Jamming-Karte mit regelmäßigen Ausfällen (FR24 GNSS Interference Tracker). Dass auch der Jet der EU-Kommissionspräsidentin betroffen war, zeigt die politische Brisanz, nicht dass er eine Stunde lang hilflos im Kreis flog.

So bleibt am Ende ein doppelter Befund. Ja, es gab ein GPS-Problem beim Anflug. Nein, es gab keine Stunde im Holding. Dass große Medien dennoch lieber das Märchen vom endlosen Kreisen erzählten, statt nüchtern die Daten von Flightradar24 gegen die Behördenangaben zu halten, sagt mehr über den Zustand der Berichterstattung aus als über die Technik. Wahrheit ist messbar, Lüge dagegen braucht nur die richtige Schlagzeile.

1. Offizielle Bestätigung der bulgarischen Behörden (GPS-Probleme beim Anflug)

2. Darstellung in großen Medien (angeblich eine Stunde kreisen, Papierkarten)

3. Flightradar24 widerspricht den „1 Stunde“-Berichten

  • Original-Aussage von Flightradar24 auf X (Screenshots in diversen Threads, u. a. TASS zitiert den Wortlaut):
    „The flight was scheduled for 1:48 and lasted 1:57 – nine minutes longer, not one hour. The aircraft’s transponder reported good GPS signal quality throughout the flight.“
    Quelle gespiegelt in: TASS – Flightradar24: von der Leyen’s plane did not circle for an hour

4. Fachlicher Hintergrund (ADS-B vs. Cockpit-Navigation)

  • Aviation-Safety-Experten und FR24 selbst weisen regelmäßig darauf hin, dass ein „good NIC“ im Transponder nicht ausschließt, dass Piloten im Endanflug GPS-basierte Verfahren nicht nutzen können.
    Quellenhinweis: Flightradar24 Blog – GNSS jamming and its impact on ADS-B data (allgemein, nicht spezifisch zum Fall)

5. Kontext: zunehmendes GPS-Jamming in Osteuropa

  • FR24 Jamming Map & Berichte über „GPS degradation zones“ in Osteuropa.
    Quelle: Flightradar24 GNSS Interference Tracker

  • Nachwort des Redakteurs 

    Ach, was war das für ein Schauspiel am Himmel über Bulgarien. Ursula von der Leyen, die Grande Dame der europäischen Moralpolitik, soll angeblich eine volle Stunde über Plowdiw im Kreis geflogen sein. Eine Stunde! Als ob der Falcon 900LX dort oben nicht ein Flugzeug, sondern ein Karussell auf dem Jahrmarkt wäre. Man konnte sich fast schon vorstellen, wie sie im Bordstuhl rotiert, das Prosecco-Glas balancierend, während die Piloten hektisch im Cockpit Papierkarten ausbreiten wie in den 1960ern.

    So jedenfalls wollten es uns die Gazetten glauben machen. Die Financial Times hat’s aufgeschrieben, der Guardian brav abgeschrieben, und der Rest der Presselandschaft nickte pflichtschuldig wie Ministranten im Sonntagsgottesdienst. Recherche? Fehlanzeige. Wer einmal „eine Stunde kreisen“ gedruckt hat, der darf sich sicher sein, dass es in 27 Sprachen zitiert wird. Das ist Qualitätsjournalismus made in EU, Copy & Paste mit Weihen.

    Blöd nur, dass die Realität ein mieser Spielverderber ist. Flightradar24, diese Spaßbremsen der schönen Lügenwelt, meldeten, geplanter Flug 1:48 Stunden, tatsächlicher Flug 1:57. Macht satte neun Minuten mehr. Neun, nicht sechzig. Keine Stunde im Kreis, kein Tango über Plowdiw, nicht mal ein anständiger Warteschleifen-Walzer. Einfach neun Minuten Delay, wie sie jeder Ferienflieger im Sommerurlaub hat, bevor er in Palma aufsetzt.

    Aber was soll’s. Die Schlagzeile „Von der Leyens Jet hatte neun Minuten Verspätung“ verkauft sich halt nicht. Kein Drama, keine heroische Landung mit Papierkarten, keine Stunde der Wahrheit über Bulgarien. Also lieber die fette Story. Die Präsidentin, eingekesselt in einer unsichtbaren GPS-Wüste, kreisend über einem Land, das sie ohnehin nur als Fußnote der Geopolitik begreift.

    Die Ironie dabei ist köstlich. Während die Realität nüchtern bleibt, dreht die Presse sich tatsächlich im Kreis, nicht über Plowdiw, sondern um sich selbst. Die Story wird nicht durch Fakten angetrieben, sondern durch den eigenen Hunger nach Drama. Und so wurde aus neun Minuten Flugplanabweichung eine Legende vom Stundentrip im Himmel über Bulgarien.

    Wer jetzt noch glaubt, dass es die Aufgabe der „Qualitätsmedien“ ist, nüchtern zu berichten, dem empfehle ich ein Glas Prosecco und eine Runde auf dem Kettenkarussell. Vielleicht fühlt man sich danach wenigstens ein bisschen so, wie Ursula angeblich geflogen ist, eine Stunde lang im Kreis.

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