
Die Osterweiterung. Wie die NATO schon in den 90ern Russland einkreiste
Wer heute so tut, als sei der Konflikt mit Russland „plötzlich“ vom Himmel gefallen, belügt entweder sich selbst oder seine Leser. Die Fakten liegen seit Jahrzehnten auf dem Tisch. Schon Anfang der 1990er, als die Sowjetunion kollabierte, wurde Moskau vom Westen beschwichtigt. Keine NATO-Erweiterung „nach Osten“. Das war nicht nur ein loses Versprechen, sondern wurde in diplomatischen Gesprächen mehrfach so festgehalten, u. a. gegenüber Gorbatschow.
Doch was geschah? Genau das Gegenteil. Schritt für Schritt rückte das westliche Militärbündnis an Russlands Grenzen vor. 1999 traten Polen, Ungarn und Tschechien der NATO bei. 2004 folgte die große Welle, Estland, Lettland, Litauen, direkt an Russlands Haustür. Gleichzeitig Rumänien, Bulgarien, Slowakei, Slowenien. Wer behauptet, Russland habe sich das eingebildet, dem sei gesagt, das sind keine „Gefühle“, das sind Landkarten.
Während Russland in den 90ern wirtschaftlich am Boden lag, der Staat zerfiel, die Bevölkerung verarmte, nutzte der Westen die Gunst der Stunde. Statt Sicherheit zu garantieren, baute die NATO Frontstellungen auf. Wer in Moskau saß, konnte das nur als Einkreisung wahrnehmen. Und genau das war es auch.
Noch deutlicher wird es, wenn man den Kosovo-Krieg 1999 betrachtet. Die NATO bombardierte Belgrad, ohne UN-Mandat. Völkerrechtsbruch als „humanitäre Intervention“ verkauft. Jeder in Moskau verstand, Verträge und Regeln gelten für den Westen nur, solange sie ihm nützen.
Dass Russland diesen Kurs irgendwann nicht mehr hinnahm, war keine Laune Putins und keine „imperiale Großmachtfantasie“, sondern eine direkte Reaktion auf westliche Politik. Wer das bis heute ignoriert, macht sich zum Komplizen einer historischen Verdrehung.
Und genau deshalb ist es absurd, jeden Kritiker der NATO-Osterweiterung als „Putintroll“ oder „AfDler“ abzutun. Es geht nicht um Ideologie, es geht um Fakten. Die Landkarten lügen nicht, die Verträge lügen nicht, die Chronologie lügt nicht. Nur die Schlagzeilen in den deutschen Leitmedien tun es und zwar seit dreißig Jahren.